In unserem Darm leben Milliarden winziger Mitbewohner: Die Gemeinschaft aus Bakterien und anderen Mikroorganismen spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts. Die Darmflora kann aber durch Medikamenteneinnahme oder ungesunde Ernährung aus dem Gleichgewicht geraten. Schweizer Wissenschaftler haben nun die Darmflora bei chronischen Darmerkrankungen untersucht und eine typische "Signatur" gefunden.

Forscher der Universität und des Inselspitals Bern untersuchten die Zusammensetzung der Darmflora bei Patienten: Dazu werteten sie Daten von 270 Personen mit Morbus Crohn, 232 mit Colitis ulcerosa und von 227 Gesunden aus. Unter anderem dank Analysen mit lernenden Algorithmen konnten sie so typische "Signaturen" der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen feststellen.

Mehr krankmachende Keime

Demnach unterscheidet sich die Darmflora der Erkrankten grundlegend von jener der Gesunden. Erstere hatten deutlich mehr krankmachende Bakterienstämme im Darm, berichtete das Team um Andrew Macpherson, Bahtiyar Yilmaz und Pascal Juillerat im Fachblatt "Nature Medicine".

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Zudem waren bei den von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa Betroffenen weniger "gute" Bakterien zu finden, die für die Darmgesundheit entscheidend sind. Dabei geht es zum Beispiel um Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren und damit die Zellen der Darmwand und folglich die schützende Darmbarriere stärken, schrieb die Uni Bern.

Die beiden chronischen Darmkrankheiten unterscheiden sich jedoch in ihrer "Signatur", also darin, welche Bakterienstämme reduziert und welche häufiger vorkommen. Auch konnten die Wissenschaftler bestimmte Zusammensetzungen der Darmflora mit weiteren Charakteristika der Erkrankung in Zusammenhang bringen, wie dem Krankheitsverlauf, dem Ansprechen auf Medikamente oder dem Wiederaufflammen der Darmentzündung nach einem chirurgischen Eingriff, bei dem Teile des entzündeten Darms entfernt werden.

Der Krankheitsstatus zum Zeitpunkt der Probenentnahme schien für die Bakteriengemeinschaft jedoch einen geringen Einfluss zu spielen, wie die Wissenschafter im Fachartikel berichten. "Je mehr wir über krankmachende oder gesundheitsfördernde Bakterien wissen, desto gezielter können wir diese aktivieren oder unterdrücken, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern", erläuterte Macpherson in der Mitteilung.

Die Darmflora lässt sich durch Ernährung, Lebensstil und sportliche Aktivität beeinflussen. So konnten die Berner Forschenden auch frühere Studienergebnisse bestätigen, dass Sportlichkeit der Erkrankten mit weniger schweren Krankheitsverläufen zusammenhängt. Bei den sportlicheren Erkrankten fanden sich auch mehr der "guten" Bakterienstämme.