In Österreich gibt es viele Verbesserungsmöglichkeiten im Impfwesen: So fehlen verlässliche Daten zu den Durchimpfungsraten. Schulärzte in manchen Bundesländern verweigern das Durchführen von Impfungen. Auch ein besseres Bestellmanagement für Vakzine wäre wichtig, erklärten Experten bei einer Pressekonferenz.
"Da haben wir uns ein bisschen ein Luxusproblem angezüchtet", sagte Philipp Saiko, Wiener Apothekerkammerpräsident zur immer wieder beklagten Impfmüdigkeit der Österreicher. Wenn man neue Wege gehen wolle, sollte man eventuell - wie zum Beispiel in Portugal, Irland oder in mehr als der Hälfte der Schweizer Kantone - zumindest die saisonalen Impfungen (z.B. Influenza) auch durch ausgebildete Apotheker verabreichen lassen. In Frankreich hätte ein Viertel der Befragten bei einem Pilotversuch erklärt, sie hätten sich sonst nie impfen lassen.
Zu wenige Daten
An der Basis mangelt es in Österreich offenbar an fundierten Informationen über die Durchimpfungsraten in der gesamten Bevölkerung. "Es gibt keine 'Real-World-Daten'. Das sind Daten aus Simulationsmodellen, Erhebungen der Industrie oder Marktforschungen", betonte Renee Gallo-Daniel vom Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller. Die steirische Akademie für Vorsorgemedizin weist daraufhin, dass es für die Steiermark diese Zahlen sehr wohl gebe.
Ohne sichere Informationen über Stand und Bedarf an Impfungen sei aber auch das Bestellmanagement für Impfungen schwierig, betonte Gallo-Daniel: "Für die Impfstoffe, die wir 2021/2022 in Österreich haben werden, beginnt jetzt die Produktion."
Schulärzte: Steiermark "vorbildlich"
Auch im vergangenen Herbst gab es österreichische Schulen, an denen sich Schulärzte weigerten, Impfungen durchzuführen. Ins Treffen geführt werden in diesem Zusammenhang vor allem haftungsrechtliche Fragen. Das Gesundheitsministerium hat dazu schriftlich hingewiesen, dass die Haftungsfragen eindeutig geklärt seien und die Schulärzte kein Risiko tragen würden.
Diesen Vorwurf weist der steirische Landesschularzt Günter Polt vehement zurück: "Mir ist in der Steiermark kein Fall bekannt, in dem sich ein Schularzt geweigert hat zu impfen." Ganz im Gegenteil: "Wir führen regelmäßig Impfaktionen durch und konnten so auch die Durchimpfungsraten steigern." Ab heuer hätten Schulärzte auch gesetzliche den klaren Auftrag Impfungen durchzuführen.
"Ich finde es nicht richtig, wenn Schulärzte die Impfungen nicht machen. Das ist auch eine Sache des Dienstgebers. Es gibt Dienstverträge. Das Impfen muss Routine sein", sagte Susanne Schmid, Präsidentin des Bundeselternverbandes und von Beruf Fachärztin für Interne Medizin.
Die Situation bei den Schulimpfungen stelle sich je nach Schultyp und Bundesland sehr unterschiedlich dar, erklärte die Expertin: So würden zum Beispiel in den Wiener Landesschulen die Impfungen ganz normal durchgeführt, bei den Bundesschulen schon weniger. "In meinem Bundesland, im Burgenland ist es genau umgekehrt", schilderte die Internistin für den Gesundheitsschutz für ganz Österreich schwer erklärbare Phänomene.