"Mehr als 4000 Menschen sterben laut Statistik in Österreich jedes Jahr an einer Lungenembolie – nicht selten auch junge und zuvor gesunde Menschen“, wie Peter Marschang von der Österreichischen Gesellschaft für Internistische Angiologie betont. Die Lungenembolie sei damit nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und selbst wenn die Lungenembolie überlebt wird, sei die Prognose in der Folge nicht immer günstig.

Was den meisten nicht bewusst ist: Schuld an einer Embolie ist fast immer eine Thrombose. „Thrombosen werden bis heute auf die leichte Schulter genommen“, sagt Marianne Brodmann, Leiterin der Klinischen Abteilung für Angiologie an der Grazer Universitätsklinik. Um die Bevölkerung aufzurütteln, habe sich ihre Fachgruppe für den drastischen Slogan „Ein dickes Bein kann tödlich sein“ entschieden. Womit wir auch schon bei den wichtigsten Hinweisen auf eine Thrombose sind: „Die Schwellung eines Beines oder Armes, wenn sie nur auf einer Seite auftritt, oder ein Schmerz im Bein beim Auftreten, weiters die Rötung oder Überwärmung eines Beines“, zählt Brodmann auf, bei welchen Symptomen eine ärztliche Abklärung nötig ist. Sicherheit bringe dann eine Ultraschalluntersuchung, die im Gegensatz zu den früher häufig durchgeführten Röntgenuntersuchungen der Venen mit einem Kontrastmittel für den Körper nicht belastend sei.

Bei eindeutiger Diagnose ist die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente indiziert, wie Brodmann betont, wobei heute Substanzen zur Verfügung stünden, die bei ausgezeichneter Wirkung keine engmaschige Blutgerinnungskontrolle mehr erfordern, wie dies bei sogenannten Vitamin-K-Antagonisten, zu denen auch Marcumar gehört, der Fall ist. „Wichtig ist nur, dass man sie auch regelmäßig einnimmt.“

Marianne Brodmann leitet die Klinische Abteilung für Angiologie an der Grazer Universitätsklinik
Marianne Brodmann leitet die Klinische Abteilung für Angiologie an der Grazer Universitätsklinik © (c) David Sachornig LKH_Univ_Klinikum_Graz LKH-Univ. Klinikum Graz

Risikofaktoren, die das Entstehen einer Thrombose erhöhen, hängen alle mit längerer Bettruhe bzw. Bewegungseinschränkungen zusammen – „etwa nach großen Operationen oder wenn Menschen einen Gips tragen“, sagt Brodmann. Im Krankenhausbereich sei die Thromboseprophylaxe mittlerweile längst sichergestellt. Was die Leute nicht bedenken, sei das Risiko von Autofahrten oder Flugreisen, bei denen man mehr als acht Stunden pausenlos sitzt und auch noch zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt. Ein Plädoyer für die Thrombose-Spritze bei längeren Flugreisen? „Nur mit Maß und Ziel“, sagt Brodmann und verweist dabei auf ausgesprochene Risikogruppen: „Das sind Menschen, die selbst schon eine Thrombose hatten oder ihre leiblichen Anverwandten wie Eltern, Geschwister, Tanten und Onkel.“

Auch das erhöhte Thromboserisiko während einer Schwangerschaft, bedingt durch die hormonelle Umstellung, werde unterschätzt. „Frauen sollten unbedingt mit ihrem Arzt darüber reden.“ Dasselbe gelte für Krebspatienten: „Es gibt eine fatale Kombination von Karzinom und Thrombose“, betont Brodmann. Anders gesagt: Die Krebserkrankung verändert das Blutgerinnungssystem und begünstigt die Entstehung von Thrombosen. „Das sollte man mit seinem Onkologen besprechen.“

Prinzipiell sind Frauen von Thrombosen häufiger betroffen als Männer, und das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. „Männer haben aber ein höheres Risiko, wieder eine Thrombose zu bekommen, wenn sie schon einmal eine hatten“, sagt die Medizinerin. Die beste Prophylaxe sieht für alle gleich aus: „Möglichst wenig sitzen, viel Bewegung!“, lautet der Rat.

Ein unmittelbarer Zusammenhang von Thromboserisiko und Ernährung ist nicht beweisbar, die Deutsche Gesellschaft für Angiologie betont dennoch die Bedeutung von ballaststoffreicher Ernährung und genügend Flüssigkeit: Um das Blut am Fließen zu halten, seien zwei Liter natriumarmes Wasser und Tees pro Tag als Durstlöscher ideal.
Entwarnung gibt es für alle, die an Krampfadern leiden. „Krampfadern führen nicht per se zu einer Thrombose, können aber eine Venenentzündung auslösen, und diese wiederum kann eine Thrombose nach sich ziehen“, klärt Brodmann auf.