Der Entwurf für das neue Ärztegesetz sorgt für Irritationen: Die Neuregelung über den ärztlichen Beistand für Sterbende weckt die Befürchtung: Man wolle so Sterbehilfe legalisieren.

"Kein assistierter Suizid"

Rudolf Likar, Präsident der österreichischen Palliativgesellschaft, tritt diesen Vermutungen scharf entgegen: "Das hat damit nichts zu tun. Niemand muss Angst haben, es ist keine aktive Sterbehilfe, auch kein assistierter Suizid. Wir können mit therapeutischen Eingriffen wie Opiaten den Stress des Sterbens nehmen, wenn der Patient Schmerzen hat, Unruhe, Angst und Qualen verspürt. Damit ein Mensch in Ruhe einschlafen kann. Es geht um die rechtliche Absicherung einer tief ethischen, ärztlichen Behandlung. Es ist ganz wichtig, das zu erklären."

Konkret wird mit der Neuregelung der Einsatz von starken Schmerzmitteln wie Opiaten oder Morphinen abgesichert. Diese werden Menschen in ihren letzten Stunden zur Beseitigung der Schmerzen verabreicht. Likar: "Der Sterbeprozess wird dadurch nicht beschleunigt, das ist wissenschaftlich erwiesen." Es gehe darum Rechtssicherheit zu erhalten, damit Patienten menschenwürdig sterben können. Immer wieder habe es rechtliche Probleme gegeben.

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"Bei Obduktionen hat es geheißen, der Arzt habe eine Überdosis gegeben. Aber ich kann von der Opiat-Menge im Blutspiegel keine Wirkung ablesen", so Likar. Die Entscheidung über den Opiateinsatz am Lebensende würden Ärzte anhand von Fakten, sowie ihrer Erfahrung treffen. „Das sind Ärzte, die palliativmedizinisch bestens ausgebildet sind."

Wahrung der Würde

Es gehe, bei allem, was man unternehme, um die "Wahrung der Würde", so Likar. "Wir wissen heute, dass Patienten, bei denen früh palliativmedizinische Konzepte zur Linderung von quälenden Symptomen einbezogen werden und bei denen auf belastende Therapien, die keinen Nutzen mehr bringen, verzichtet wird, manchmal sogar länger leben und in jedem Fall eine bessere letzte Lebensphase haben als jene, bei denen bis zur letzten Minute jede Therapie ausgeschöpft wird."

Und noch etwas liegt Likar am Herzen: "Die Opiat-Therapie ist nicht für jeden Patienten, sondern für jene mit schweren Erkrankungen und Schmerzen. Sterben kann ein natürlicher Prozess sein, der keine Diagnose braucht", stellt er klar.