Die Diagnose Krebs ist für die meisten Betroffenen ein Schock. Vor allem anfangs finden sich Patienten schwer zurecht und sind orientierungslos. In dieser Phase sind viele Erkrankte für Informationen, Hilfe und Tipps dankbar. Es kann aber auch schnell überfordernd sein, von allen Seiten gut gemeinte Ratschläge zu erhalten.

Eine der ersten Empfehlungen lautet meist: „Du musst jetzt positiv denken!“ Dieser Rat ist gut gemeint, aber setzt Patienten massiv unter Druck. Das kann dazu führen, dass Betroffene befürchten, dass sich die Situation durch die negativen Gedanken verschlimmern könnte. Ängste, Verzweiflung und andere negative Gefühle haben ihre Berechtigung und können nicht einfach „schöngedacht“ werden. Es ist nicht möglich, immer positiv zu denken – und es ist auch nicht nötig!

Nina Bernhard, Psychologin
Nina Bernhard, Psychologin © kk

Die Notwendigkeit, positiv zu denken, um gesund zu werden, ist nur einer der Mythen rund um Krebserkrankungen. Auch Gedanken wie „Ich darf mich nicht zu früh freuen“ oder „Ich muss das alleine schaffen“ kennen viele Betroffene. Vielfach stellen sich Erkrankte auch die Schuldfrage. Vor allem machen sie sich Gedanken, ob Persönlichkeitsmerkmale, Konflikte oder Schicksalsschläge ursächlich für den Krebs sind.

Die Rolle von Stress

Nach heutigem Wissensstand gibt es keinerlei Bestätigung, dass es so etwas wie eine „Krebspersönlichkeit“ gibt oder ungelöste Konflikte Ursache für Tumore sind. Außer Zweifel steht aber, dass Ereignisse, die über einen längeren Zeitraum als stressreich erlebt werden, sich emotional und körperlich auswirken und damit psychische und körperliche Krankheiten mitauslösen können. Dabei wird einem erhöhten Stresslevel keine direkte krebsauslösende Funktion zugeschrieben, aber es wird ein indirekter Zusammenhang hervorgehoben.

Fast alle Krebspatienten erleben Zeiten intensiver, unterschiedlicher Gefühle, was normal ist. Dieser Umstand lässt keine Nachteile für den Krankheitsverlauf erwarten!