Der bei Multipler Sklerose (MS) eingesetzte Wirkstoff Daclizumab steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Die zuständigen Behörden überprüfen das Medikament Zinbryta, in dem dieser Wirkstoff enthalten ist. Der Hersteller Biogen empfiehlt unterdessen, Daclizumab nicht mehr bei Patienten einzusetzen, deren Leber vorgeschädigt ist, und rät zur regelmäßigen Kontrolle der Leberwerte.
Patientin gestorben
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte die Überprüfung des Wirkstoffs eingeleitet, nachdem eine Patientin während einer Studie an einer Leberinsuffizienz gestorben war. Schon bei der Zulassung im Juli 2016 sei das Risiko einer Leberschädigung bekannt gewesen, teilte Biogen mit. Man habe aber "diverse Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu kontrollieren" - unter anderem die Bereitstellung von Schulungsmaterial für Ärzte und Patienten.
Angesichts der aktuellen Hinweise stelle Daclizumab aber bei manchen Patienten, die gegenwärtig mit diesem Arzneimittel behandelt werden, möglicherweise keine geeignete Behandlungsoption mehr dar.
Nicht bei bestehendem Leberschaden
"Daclizumab ist jetzt kontraindiziert bei Patienten mit vorbestehender Lebererkrankung oder Leberfunktionsstörung", warnt das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen. Das heißt: Menschen, die bereits einen Leberschaden haben, dürfen dieses Medikament nicht mehr einnehmen. Ärzte wurden angehalten zu prüfen, ob Daclizumab weiterhin eine geeignete Behandlung bei ihren Patienten sei.
"Ein Therapiebeginn wird bei Patienten mit anderen gleichzeitig auftretenden Autoimmunerkrankungen nicht empfohlen, und bei der gleichzeitigen Anwendung von Daclizumab und anderen lebergiftigen Arzneimitteln ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und pflanzliche Präparate", heißt es weiter in dem auch auf der Website der Behörde veröffentlichten sogenannten Rote-Hand-Brief.