In St. Pölten ist am Mittwoch der erste "Ragweedfinder" für Pollenallergiker vorgestellt worden. Die Pollen können Heuschnupfen, Bindehautentzündungen und Asthma hervorrufen. In Ostösterreich seien rund 20 Prozent der Allergiker betroffen, erläuterte Uwe E. Berger von der Medizinischen Universität Wien, die mit dem Pollenwarndienst kooperiert und als Informationsdrehscheibe fungiert.
Das nach 1945 aus Nordamerika eingeschleppte Unkraut aus der Familie der Korbblütler wird bis zu zweieinhalb Meter hoch. Es hat sich in Österreich breitflächig im Burgenland, in der Steiermark, Kärnten und Wien ausgebreitet, auch aus Tirol gebe es bereits Meldungen, hieß es in der Pressekonferenz. In Niederösterreich sei das Vorkommen - vor allem an Straßenrändern, Bahndämmen, auf "Gstettn", aber auch Feldern - vor allem im Weinviertel, Marchfeld sowie im Raum Neunkirchen massiv, sagte Landesrat Maurice Androsch (SPÖ). Im Bundesland setze man auf die mechanische Entfernung der Pflanzen und habe damit bereits erste Erfolge. Gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung von Ragweed gebe es bereits in Ungarn, Frankreich oder der Schweiz.
Die Bevölkerung wird eingeladen, auf http://www.ragweedfinder.at/ Funde des Unkrauts, das optisch dem Beifuß ähnelt und eine stark reizende Wirkung hat, bekannt zu geben und Fotos mitzuschicken, die für die Dokumentation genau kontrolliert werden. Verifizierte Funde werden in einer Ragweed-Fund-Landkarte eingetragen - ein Ragweed-Symbol mit roter Wolke bedeutet zum Beispiel eine sehr hohe Belastung, erläuterte Berger.
Die Website enthält darüber hinaus Informationen zu der Pflanze sowie eine Anleitung, Ragweed anhand seiner Merkmale zu erkennen. Noch seien die Bestände schlecht dokumentiert, sagte Berger. Man brauche auch die Symptomdaten, und es gehe darum, Bewusstsein für die Bekämpfung des potenten Allergieauslösers zu schaffen. Mithilfe der Landkarte könne ein Allergiker vermeiden, sich in einem Gebiet mit hoher Konzentration aufzuhalten.
100 Millionen Pollenkörner pro Pflanze
Während der Blühperiode - Ragweed hat unscheinbare, gelbgrüne Blütenkerzen - von Juli bis Oktober bilden einzelne Pflanzen bis zu 100 Millionen Pollenkörner, die vom Wind 200 Kilometer weit getragen werden. Die Pollen sind im August und September in der Luft feststellbar.
Wer Ragweed selbst ausreißen will, sollte unbedingt Handschuhe tragen und eventuell eine Atemmaske, wurde geraten. Da die Samen Jahrzehnte überdauern können, dürfe die Pflanze keinesfalls kompostiert werden, sondern sollte in einem Plastiksack im Restmüll entsorgt werden.
In der Pressekonferenz wurde neben dem volkswirtschaftlichen Schaden durch steigende Kosten im Gesundheitswesen aufgrund zunehmender Allergien auch auf mögliche Ernteausfälle in der Landwirtschaft verwiesen. Bauern seien verpflichtet, Ragweed-Bestände aus den Feldern - betroffen sind Äcker, Sonnenblumen-, Mais- und Kürbisfelder - zu entfernen.