Zwei Millionen Österreicher sind betroffen und doch ist die Krankheit noch immer eine große Unbekannte: Rheuma. 400 verschiedene Krankheitsbilder werden mit diesem Begriff zusammengefasst: Von den „Abnützungserscheinungen“ (Arthrosen) in den Gelenken über das Weichteilrheuma, das Muskeln oder Sehnen betreffen kann, bis zum entzündlichen Rheuma, das unbehandelt die Gelenke zerstört. Wird eine solche rheumatoide Arthritis zwei Jahre lang nicht behandelt, sind Gelenke bereits unwiederbringlich zerstört. Daher ist die frühe Diagnose und Behandlung so wichtig, unterstreichen Experten anlässlich des Welt-Rheumatages (12. Oktober).

Wartezeiten von mehreren Monaten

Nur: Ist diese schnelle Behandlung überhaupt möglich? Vertreter von Selbsthilfeorganisationen sagen: Nein, denn in den Rheuma-Ambulanzen gibt es Wartezeiten von mehreren Monaten.

Und auch diese Zahlen zeigen, dass die Versorgung in Österreich ausbaufähig ist: Für die zwei Millionen Menschen, die an Beschwerden im Bewegungsapparat leiden, gibt es im ganzen Land 200 Fachärzte für Rheumatologie. Einen Kassenvertrag und eine niedergelassene Ordination haben davon nur 20, der Rest verteilt sich auf etwa 20 Rheuma-Ambulanzen.

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"Weiße Flecken"

„Ja, es gibt auch in der Steiermark weiße Flecken in der Betreuung von Rheuma-Patienten“, sagt Reinhold Pongratz, ärztlicher Leiter der steirischen Gebietskrankenkasse und Rheuma-Spezialist. Einer dieser Flecken sei zum Beispiel der Raum um Liezen, wo eine Unterversorgung bestehe.

Neben den Rheuma-Ambulanzen gibt es in der ganzen Steiermark überhaupt nur einen niedergelassenen Rheumatologen mit Kassenvertrag, die anderen sind Wahlärzte. Bei Wartezeiten von einigen Monaten auf einen Termin kann in der Therapie „schon viel verloren sein“, wie Klaus Machold, Präsident der Gesellschaft für Rheumatologie, sagt.

Pongratz sieht die Verantwortung hier aber auch bei den zuweisenden praktischen Ärzten: „Gibt es einen Akutfall, kann der zuweisende Arzt in der Ambulanz anrufen und wird einen schnellen Termin bekommen“, sagt der GKK-Leiter.

Es gebe zwei Lösungsansätze: Entweder mehr Ambulanzen zu schaffen oder den niedergelassenen Bereich auszubauen, mit Fachärzten, die das Zusatzfach Rheumatologie haben. Nur: Für diese Zusatzausbildung gibt es bei der Krankenkasse noch keinen eigenen Leistungskatalog - „daran müssen wir arbeiten“, sagt Pongratz.

"Jobkiller"

Lange Wartezeiten können nicht nur die Behandlung beeinträchtigen, sondern seien für berufstätige Rheuma-Patienten ein „echter Jobkiller“, sagt Heinz Patzelt, Chef der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und Rheuma-Patient. Patzelt leidet seit seinem 15. Lebensjahr an der entzündlichen Wirbelsäulen-Erkrankung Morbus Bechterew.

Er appelliert an Patienten, selbst zu Experten ihrer eigenen Krankheiten zu werden – und sich die Therapeuten und Mediziner zu suchen, zu denen man Vertrauen hat. Selbst sei er für eine gute Therapie nicht nur zu früh geboren worden, sondern habe aus Frust auch zu lange die Therapie verweigert. „Was ich nicht selber für mich und meine Gesundheit tue, tut kein anderer“, gibt Patzelt als Rat an andere Betroffene weiter.