Manchmal passen Plattitüden einfach zu gut: Ihr Lachen ist ansteckend, ihre positive Einstellung ist es auch. Wenn Ilse Guttenbrunner über ihre Darmkrebs-Erkrankung spricht, fallen Sätze wie: „Nein, Angst hatte ich nie“ und „Heute sehe ich die Erkrankung als großen Glücksfall“.

Heute ist die Diagnose Rektumkarzinom zweieinhalb Jahre her, dass der Tumor bei der damals 40-Jährigen überhaupt entdeckt wurde, war Zufall. „Meine Mama und meine Oma hatten auch Darmkrebs“, sagt Guttenbrunner. „Doch ich dachte, bis ich zur Koloskopie muss, habe ich noch Zeit.“ Sie habe die Untersuchung hinaus geschoben, nur weil ein Urlaub um Juli 2013 storniert wurde, ging sie zur Darmspiegelung. Und wurde gleich weiter ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder geschickt, da der Tumor in ihrem Darm für eine Routine-Entfernung bereits zu groß war.

"Schlechtestes Stadium"

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Die Diagnose lautete schließlich Darmkrebs im Stadium T4, dem „schlechtesten Stadium“, wie Guttenbrunner sagt. Der Schock währte nur kurz, Guttenbrunner beschloss: „Es wird ein steiniger Weg, aber den gehe ich.“ Die schlimmste Zeit folgte dann: Es dauert drei Wochen von der Diagnose bis zum Beginn der Chemo- und Strahlentherapie. „Ich wollte den Tumor aber so schnell wie möglich loswerden“, sagt Guttenbrunner.

Um selbst aktiv zu werden, stellte sie ihre Ernährung um: Sie strich Zucker und Weißmehl, setzte stattdessen auf sekundäre Pflanzenstoffe in Form von Obst und Gemüse. „Jedes Mal, wenn ich etwas gesundes gegessen habe, habe ich gedacht: Jetzt schade ich dir, Tumor“, sagt Guttenbrunner und lacht ihr herzliches Lachen. Auch mit positiven Bilder stärkte sie sich selbst - „ob das wirklich geholfen hat oder nicht, weiß ich nicht. Aber mir hat es gutgetan.“

"Fit wie ein Turnschuh"

Die Zeit der Chemotherapie beschreibt Guttenbrunner als „Auszeit, die ich genossen habe“: Sie hatte kaum Nebenwirkungen, war jeden Tag zwei bis drei Stunden in der Natur und fühlte sich „fit wie ein Turnschuh.“ Doch dann kam die Operation, bei der ihr Rektum entfernt und ein neues rekonstruiert wurde. Als sie wieder aufwachte, hatte sie nicht nur 37 Klammern entlang einer langen Narbe am Bauch, sondern auch einen künstlichen Ausgang.

„Als ich den Ausgang zum ersten Mal gesehen habe, ist mir schlecht geworden.“ Doch nach drei Tagen war der Umgang damit bereits normal: „Das ist für Menschen der größte Horror, doch das ist es nicht“, sagt Guttenbrunner heute. Sie konnte mit dem Ausgang sogar Langlaufen und Mountainbiken – ihr liebstes Hobby. „Ich habe ein normales Leben geführt“, sagt Guttenbrunner – und es kam eine Zeit, in der sie sich den künstlichen Ausgang sogar zurück wünschte.

Plötzlich Angst

Fünf Monate lebte sie mit dem künstlichen Ausgang, dann stand die Rück-Operation bevor. „Leider habe ich davor im Internet nachgelesen“, sagt Guttenbrunner, „und nichts Positives gefunden.“ Und plötzlich hatte Guttenbrunner, die sich weder vor Chemotherapie noch künstlichem Ausgang gefürchtet hatte, Angst. Angst, dass die Operation schief geht, dass ihr Leben nie mehr so sein würde, wie früher.

In der ersten Zeit nach der Operation schienen sich die Befürchtungen zu bewahrheiten: „Mein Darm war fünf Monate still gelegt, am Anfang wollte er gar nichts tun“, sagt Guttenbrunner. Doch sie lernte, was ihr gut tat und was nicht und auch wenn sie heute noch häufig auf die Toilette muss, führt sie heute ein normales Leben.

Normalität

„Nach der Operation war ich nur ein Monat zuhause, dann bin ich wieder Vollzeit arbeiten gegangen“, sagt Guttenbrunner. Damals wollte sie die Normalität, heute würde sie das niemandem empfehlen. „Das war sehr anstrengend und nicht so gescheit“, sagt Guttenbrunner, in deren Teehäferl Ingwerstücke schwimmen. Die gesunde Ernährung hat sie beibehalten und auch sonst war die Erkrankung eine Zäsur: „Ich lebe bewusster und nehme mir mehr Zeit für mich“, sagt Guttenbrunner.

Die Angst vor dem Rückfall beschäftigt sie nicht, sie hat andere Dinge im Kopf: Schon sechs Monate nach der Rück-Operation „belohnte“ sie sich mit dem Stoneman, einem Radrennen über 4000 Höhenmeter und 120 Kilometer. Und höher geht es noch nach Nepal, auf einen 6000er. „So hoch war ich noch nie“, sagt Guttenbrunner und zeigt noch einmal das ansteckende Lachen.