Testosteron ist der Stoff, der Männer zu Männern macht. Wie wichtig dieses Hormon tatsächlich ist, zeigt sich erst, wenn der Körper weniger davon produziert. Ende 30 ist es so weit: Der Testosteron-Spiegel sinkt ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich.

Zum Problem wird der Hormonentzug sobald sich ein andauernder Testosteron-Mangel einstellt, und sich mit dem Verlust der Libido, Impotenz, Depressionen, Muskelabbau und Leistungsschwäche bemerkbar macht. Jeder fünfte Mann zwischen 60 und 80 Jahren ist davon betroffen, zeigen Studien. Nicht jeder will sich dem Schwinden der Manneskraft geschlagen geben und entscheidet sich für eine Testosterontherapie. Karl Pummer, Vorstand der Universitätsklinik für Urologie an der Meduni Graz, antwortet auf die sieben wichtigsten Fragen zur Hormonersatztherapie für den Mann.

1. Bringt das Testosteron aus dem Labor tatsächlich jeden Mann mit diesem Hormon-Mangel wieder ins Gleichgewicht?

"Die Therapie wirkt nur, wenn tatsächlich ein Testosteron-Mangel vorliegt", betont Pummer, "daher sollte dieser Wert im Rahmen einer Blutuntersuchung erhoben werden. Liegt ein Mangel vor, hebt eine Hormonersatztherapie die Libido, steigert die Potenz und gibt auch die Muskelkraft wieder zurück."

2. Lässt sich mit einer Extra-Portion Testosteron die Manneskraft auch im Alter steigern?

"Nein, als Anti-Aging-Mittel taugt Testosteron nicht. Zu viel davon kann sogar Prostatakrebs auslösen", antwortet der Urologe. Diese Gefahr besteht vor allem bei Männern über 50 Jahren. "Ein Drittel davon hat latent Prostatakrebszellen in den Drüsen, bei den über 80-jährigen Männern sind es sogar drei Viertel."

3. Wie wird Testosteron verabreicht?

"Entweder über ein Gel, das täglich am Oberarm und an der Schulter aufgetragen wird, oder in Form von Depot-Spritzen, die alle drei Monate verabreicht werden", sagt der Urologe. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle.

4. Wie lange dauert diese Hormonersatz-Therapie?

"Ein Leben lang, denn sobald das Hormon von außen kommt, stellt der Körper die eigene Produktion ein und ist nach dem Absetzen der Therapie auch kaum mehr in der Lage, Testosteron zu bilden."

5. Kann Testosteron auch andere positive Nebeneffekte haben?

"Es wirkt gegen Knochenschwund, der durch einen Testosteron-Mangel ausgelöst wird", betont Pummer. "Heute wissen wir, dass Männer fast genauso oft wie Frauen von Osteoporose betroffen sind, und dass die Sterblichkeit bei männlichen Patienten vor allem nach einer Hüftfrakturen sogar ungleich höher ist. Daher ist die Gabe von Testosteron bei einem Mangel eine wichtige Maßnahme, um eben dieses Risiko zu senken."

6. Welche Faktoren wirken sich negativ auf den Testosteron-Spiegel aus?

"Einfluss nehmen können eine Mumps-Erkrankung im Erwachsenenalter, die auf den Hoden übergreifen kann, Virusinfektionen, eine Störung des Hypothalamus (Zwischenhirn), Übergewicht, Rauchen, Alkohol und Stress", sagt Pummer.

7. Was kann der Mann selbst tun, um seinen Testosteron-Spiegel im Lot zu halten?

Bei Übergewicht hilft abnehmen. "Denn in den Fettzellen wird Testosteron in das weibliche Hormon Östrogen umgewandelt." Auch Sport hilft. 45 Minuten flottes Gehen lassen den Testosteron-Spiegel für rund 24 Stunden ansteigen.