K önnen Sie verstehen, dass jemand Angst vor dem Krankenhaus hat?

GERNOT BRUNNER: Prinzipiell glaube ich, dass Menschen nicht Angst vor dem Krankenhaus, sondern Angst vor der Erkrankung haben. Das Spital ist ein Ort, an dem geholfen werden kann.

Wie man heute weiß, sind bis zu 50 Prozent des Heilungserfolges eines Medikaments auf den Glauben zurückzuführen: Wenn der Patient dem Doktor glaubt, dann wird er auch schneller gesund.

BRUNNER: Die Heilkunde ist auch eine Kunst, die auf wissenschaftlicher Basis fundiert, aber darüber hinaus geht. Wir wissen, was es bedeutet, wenn wir im Falle einer Erkrankung eine positive Zuwendung, ein positives Gespräch - von wem auch immer - bekommen, und was das bewirken kann.

Die Kommunikation ist und bleibt aber das schwächste Glied in der Arzt-Patient-Beziehung. Wie kann sich der Patient dem Arzt besser verständlich machen?

BRUNNER: Trotz der positiven Rückmeldungen in unserer letzten großen Patientenbefragung - 95 Prozent der Patienten haben Vertrauen in das LKH-Universitäts-Klinikum Graz - haben wir erkannt, dass es Verbesserungspotenziale in der Kommunikation und dem Gespräch mit dem Patienten gibt. Wir haben eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich der Verbesserung der Kommunikation widmet.

Vorbereitungsgespräche zu großen Operationen laufen oft auf einer schiefen Ebene: Der Patient versteht nicht, was ihm gesagt wird - die Angst wird größer, trotzdem traut er sich nicht zu fragen.

BRUNNER: Natürlich befindet sich ein Patient gerade vor einer Operation in einer Stress-Situation und es ist nicht einfach, alle Informationen in sehr kurzer Zeit aufzunehmen. Wenn es möglich ist: Nachfragen, wenn etwas nicht klar ist! Die Aufklärung vor Operationen wird mit schriftlichen Aufklärungsbögen unterstützt - diese ersetzen jedoch keineswegs das persönliche Gespräch.

Wie kann der Patient Ärzte und Pflegepersonal besser verstehen?

BRUNNER: Die Patienten erwarten einfühlsame Gespräche und medizinische Spitzenleistungen. Aber die Anforderungen an die Ärzte - nicht nur in der schriftlichen Dokumentation - sind stark gestiegen. Nicht vergessen darf man die hohe Wochenarbeitsbelastung von Spitalsärzten, die bei bis zu 70 Stunden liegt. Trotzdem erwarten Patienten, dass Ärzte auch um drei Uhr morgens - nach 19 Stunden Dienst - ausgeruht und freundlich sind. Die Patienten müssen verstehen, dass dies nicht immer die leichteste Aufgabe ist - auch Spitalsärzte sind Menschen und bemühen sich.

Wie kann ich als Patient auf Fehler aufmerksam machen, ohne als Nörgler oder Querulant abgestempelt zu werden?

BRUNNER: Ist ein Patient mit seiner Behandlung unzufrieden, soll er sich zuerst an den jeweiligen Arzt wenden und ihn darauf ansprechen. Am LKH-Universitäts-Klinikum Graz gibt es zum Beispiel eine zentrale Beschwerdestelle, an die sich Patienten und Patientinnen wenden können. Ich möchte darauf hinweisen, dass auch positives Feedback für die Mitarbeiter sehr wichtig und motivierend ist. Wir bekommen auch Dankesschreiben.