Die Skyline ist im Dunst kaum mehr zu erkennen, Passanten suchen sich mit Atemmasken zu schützen: Peking ist mit seinem immer wiederkehrenden Smog zum Symbol für Luftverschmutzung geworden. Die chinesische Hauptstadt sei "für Menschen nahezu unbewohnbar", urteilten Wissenschafter des Landes in einer kürzlich veröffentlichten Studie.

Etwa drei Viertel der Smog-Todesfälle weltweit entfallen auf China und Indien, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer aktuellen Analyse. Demnach sterben jährlich insgesamt etwa sieben Millionen Menschen infolge der Luftverschmutzung. Sie ist damit das größte auf Umweltfaktoren beruhende Gesundheitsrisiko: Jeder achte Todesfall weltweit gehe auf Smog in der Umwelt und in Innenräumen zurück, so die WHO.

"In Asien ist es allgemein schlimm mit dem Smog, aber China ist schon Weltmeister in der Hinsicht", sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung in den 1990er-Jahren habe in China auch die Luftverschmutzung enorm zugenommen. In den vergangenen zehn Jahren sei das Plus zwar nicht mehr so extrem gewesen. "Aber einen Zuwachs gibt es immer noch."

Verheerende Smogphasen seien im Norden Chinas auf viele Jahre zu erwarten. "China bekommt das Problem nur schwer in den Griff", erklärt der Atmosphärenchemiker. Filteranlagen und Einschränkungen des Schadstoffausstoßes auch bei Privathaushalten wären dringend notwendig.

China ist der größte Kohleproduzent und -verbraucher weltweit. Etwa 70 Prozent des Energieverbrauchs wird damit gewonnen. Unternehmen produzieren auf Hochtouren, zudem hat sich das Verkehrsaufkommen binnen weniger Jahre vervielfacht. Etliche Male wurden in Peking in den vergangenen Wochen von der WHO empfohlene Feinstaubgrenzwerte um das Zehn- bis Zwanzigfache überschritten.

Die Fahrzeuge seien in China zwar modern, ihre Zahl sei aber binnen kürzester Zeit enorm gestiegen und es gebe viele Staus, sagt Lelieveld. In Indien seien im Jahr 2003 viele alte Lastwagen und Krafträder aus dem Verkehr gezogen worden. "Das hat ein bisschen was gebracht, inzwischen ist der Effekt aber verpufft." Neben dem Verkehr spielten Industrie, Hausbrennstoffe und Müllverbrennung eine große Rolle. Die Luftverschmutzung sei in Delhi und anderen indischen Metropolen genauso verheerend wie in China.

Mit dem Wachstum der Millionen-Metropolen seien sowohl mehr als auch heftigere Smog-Episoden zu erwarten, sagt Lelieveld. "Über die Rolle des Klimawandels dabei wird noch heftig diskutiert." In Nordchina zum Beispiel seien die Winter in den vergangenen Jahren trockener gewesen. "Das verstärkt den Smog natürlich noch."

Vor allem für Herz und Kreislauf sind Staub und Gase in der Luft ein Risikofaktor. "Die häufigsten durch Luftverschmutzung bedingten Todesursachen sind Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße, gefolgt von chronischen Lungenerkrankungen", so die zuständige WHO-Direktorin Maria Neira.

Besonders empfindlich reagierten unter anderem Asthmatiker, die bei hohen Smogwerten mehr Anfälle bekämen, sagt Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf. Noch in den 1970ern erreichte die Luftbelastung in europäischen Ballungsräumen durchaus ähnliche Niveaus wie nun in Asien. Tagelangen dichten Smog gibt es in Mitteleuropa inzwischen nicht mehr - ein Thema ist die Luftverschmutzung aber weiter.

Neu sei etwa in Deutschland die Problematik der Kaminöfen, die mit steigenden Energiepreisen immer mehr Absatz fänden. "In Regionen, in denen es nie ein Feinstaubproblem gab, existiert plötzlich eines." Lelieveld hält einen weiteren Aspekt für unterschätzt: Ammoniak aus der Nutztierhaltung. Er werde bei der Düngung von Feldern freigesetzt und zähle mit Umwandlungsprodukten wie Ammonium zu den wichtigsten Luftschadstoffen. Die Luft in Europa mag vielfach klarer sein als in Asien. Sauber und gesund zu sein, davon ist aber auch sie noch weit entfernt.