Herr Gesundheitsminister, müssten Sie nicht Wirtschaftsbundchef Christoph Leitl ewig dankbar sein, dass er ÖVP-intern so hart gegen das Sparpaket aufgetreten ist? Im Abtausch kommen jetzt Zahnspangen für alle.

ALOIS STÖGER: Das ist eine Fehleinschätzung. Ich habe immer gesagt, dass es mir bei den Zahnspangen darum geht, Folgeschäden vorzubeugen. Zahnspangen sind eine massive Belastung für das Familienbudget. Am Gebiss der Kinder erkennt man dann nicht das Einkommen und das Gehalt der Eltern.

Müssten Sie nicht als Sozialdemokrat für eine soziale Staffelung eintreten? Künftig zahlt der Staat auch dem Kind des Generaldirektors die Spange.

STÖGER: Ich bin mir nicht sicher, ob der Generaldirektor so locker sein Geld ausgibt, selbst wenn es um sein Kind geht. Jedes Kind soll die gleichen Chancen haben. Gerade als Sozialdemokrat meine ich, dass man über die Besteuerung für mehr Gerechtigkeit sorgt. Bei den Sachleistungen sollten alle gleichbehandelt werden.

Provokante Frage: Sind Gratiszahnspangen nicht das Luxusproblem einer längst saturierten Gesellschaft?

STÖGER: Das glaube ich nicht. Die Zahnversorgung von Kindern ist ein wichtiges Thema. So hat etwa die WHO die Zahngesundheit zu einem Schwerpunkt gemacht. Jeder Zahnarzt wird bestätigen, dass Fehlstellungen des Gebisses enorme gesundheitliche Langzeitfolgen haben können, bis hin zu Kopfschmerzen und Essstörungen.