In seiner Kindheit hatte Madan Kataria nicht viel zu lachen. Sechs seiner 13 Geschwister starben. Deshalb war es der Herzenswunsch seiner Mutter, einer armen indischen Bäuerin, dass ihr Jüngster Arzt wird. Madan Kataria studierte tatsächlich Medizin. Doch statt Pillen verordnet der Inder seinen Patienten Lachen.
Die ungewöhnliche Behandlungsmethode testete der Mediziner 1995 zum ersten Mal in einem Park in Mumbai. Zu fünft stellten sie sich im Kreis auf und "lachten wie die Hyänen", erinnert sich der heute 58-Jährige. Bald waren es 50 Menschen, die sich zum gemeinsamen Lachen trafen. Heute wird das von Kataria inspirierte Lachyoga auf der ganzen Welt praktiziert. In 6.000 Lachclubs in 60 Ländern wird gemeinsam gelacht.
"Die beste Medizin
"Lachen ist das Gesündeste, was man machen kann, es ist die beste Medizin", sagt der hochgewachsene kahlköpfige Arzt. Anfangs versuchten er und seine Mitstreiter sich mit Witzen zum Lachen zu bringen, doch die gingen ihnen bald aus. Kataria fand heraus, dass der Körper nicht zwischen echtem und falschem Lachen unterscheidet, die heilsame Wirkung sei dieselbe. "Außerdem wird auch das falsche Lachen nach kurzer Zeit zu einem echten. Probieren Sie das mal aus", sagt er.
Die positiven Effekte des Lachens sind wissenschaftlich belegt. "Studien zeigen vielfältige Vorteile des Lachens", sagt Amit Sood, Arzt an der renommierten Mayo Clinic in den USA. "Das reicht von einem besseren Immunsystem, weniger Stress, besseren Beziehungen bis hin zu einer leichteren Verdauung." Es wird vermutet, dass das Lachen euphorisierend wirkende Endorphine freisetzt, ähnlich wie beim Sport. Kataria empfiehlt, täglich 15 bis 20 Minuten zu lachen. "Es reicht nicht, nur einen lustigen Film anzusehen, denn da lacht man nur ein paar Sekunden. Um von den Vorteilen zu profitieren, muss man eine ganze Weile lachen", sagt der Mediziner.
Weltweiter "Lach-Guru"
Kataria ist inzwischen weltweit als "Lach-Guru" bekannt und betreibt in Mumbai ein gemeinnütziges Lachyoga-Institut mit dutzenden Angestellten. Er reist um die ganze Welt, um sein Prinzip des "grundlosen Lachens" zu predigen. Internationale Unternehmen wie der Computer-Hersteller Hewlett-Packard oder der Autokonzern Volvo laden ihn ein, um mit den Mitarbeitern Lachyoga zu üben. Aber auch die Schüler, Gefängnisinsassen, Krankenhauspatienten und Bewohner von Altenheimen bringt der Inder zum Lachen. Vor einigen Jahren pries er vor einem Ausschuss des US-Senats Lachyoga als Weg, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken.
In der südindischen Stadt Bangalore baut Kataria eine durch Großspenden finanzierte Universität des Lachens, die in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Neben dem Hauptquartier der Lachyoga-Bewegung soll dort ein Konferenzzentrum entstehen und die Wirkung des Lachens weiter erforscht werden.
"Lachen ist ansteckend, wie das Gähnen", sagt Kataria. "Wir müssen lachen, um mit dem oft schwierigen Leben fertig zu werden." Aus vielen indischen Parks ist jeden Morgen wieherndes Gelächter zu hören. Die 39-jährige Lisa Singh geht regelmäßig zu morgendlichen Lachtreffs in Neu Delhi: "Das entspannt mich. Wenn ich morgens lache, läuft auch der Rest des Tages gut."
Penny MacRae/AFP/Redaktion