Unter dem Hashtag #bedrotting findet man auf den sozialen Medien zahlreiche Videos von Jugendlichen, die mit Decken eingekuschelt im Bett rumliegen, schlafen und im wahrsten Sinne des Wortes einfach nichts tun. Produktive Aktivitäten oder jegliche Art von Bewegung sind ein absolutes Tabu beim „Bed Rotting“.

Faulenzen oder „Self Care“?

Für die Gen Z hat „Bed Rotting“ nichts mit Faulheit zu tun, denn es wird von ihnen eher als eine Art von „Self Care“ (auf Deutsch: Selbstfürsorge) verstanden. Schlafexpertin Vanessa Hill erklärt das virale Phänomen des „Bed Rottings“ auf ihrem Instagram-Kanal wie folgt: Es sei für viele junge Menschen ein temporärer Ausweg aus der leistungsorientierten Gesellschaft. Man erlaube sich selbst, kurz die Seele baumeln zu lassen, ohne Druck zu verspüren oder etwas leisten zu müssen.

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Der Schlafforscher Professor Klaus Junghanns erklärt dem NDR, dass es beim „Bed Rotting“ auf die Regelmäßigkeit ankomme. Wenn man ab und zu mal einen Nachmittag im Bett verbringt, um sich auszuruhen und Schlaf nachzuholen, solle das kein Problem und sogar auch fördernd für die mentale Gesundheit sein. Wenn man aber über einen längeren Zeitraum den Körper nicht beansprucht, könne das sogar Auswirkungen auf die Psyche haben.

Gefahr vor depressiven Phasen

Auf TikTok findet man unter dem Hashtag #bedrotting nicht nur ästhetische Schlafvideos. Zu sehen sind auch Videos, in denen Jugendliche weinend in ihrem Bett liegen. Um sie herum herrscht Chaos – Kleidung, dreckiges Geschirr und geöffnete Chips-Tüten liegen auf dem Boden. Der häufige Vorwurf in den Kommentarspalten: Dieser Social-Media-Trend romantisiere, was „Bed Rotting” eigentlich wirklich ist.

Menschen, die tagelang nur im Bett liegen und keinen Antrieb verspüren, würden in den meisten Fällen anfällig für Depressionen sein, sagt Therapeutin Dr. Caroline Fenkel auf ihrem TikTok-Kanal. Das verstärkte Verlangen im Bett zu bleiben und nicht in die Öffentlichkeit zu gehen, könne depressive Ursprünge haben und dadurch langfristig der mentalen Gesundheit schaden. Wenn man sich gestresst fühlt und sich durch „Bed Rotting“ eine Auszeit gönnt, könne sich das im ersten Moment gut anfühlen, da die Triggerpunkte aus dem Alltag verdrängt werden. Nach einigen Tagen im Bett könne man dann erste Anzeichen von Depressionen erkennen, sagt Fenkel. Der Weg zurück in den Alltag werde mit der Zeit immer schwieriger.