Das vorbeugende Medikament Nirsevimab gegen das Erkältungsvirus RSV gibt es in Österreich vorerst nicht für alle Säuglinge kostenlos. Nirsevimab sei seit 2023 in der EU zugelassen, das Nationale Impfgremium (NIG) habe noch keine Empfehlung dafür ausgesprochen, bestätigte das Gesundheitsministerium am Freitag einen Onlinebericht der „Presse“. Eine vorzeitige Aufnahme in das Impfprogramm werde geprüft. Zum Schutz von Risikokindern wird bereits die Prophylaxe Synagis eingesetzt.

RSV-Impfung für Babys bereits in anderen Ländern beschlossen

Die Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und die Ärztekammer Wien hatten die „passive Impfung“ gegen RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) mit Nirsevimab zuletzt für alle Säuglinge gefordert.

In Deutschland wurde die Verabreichung des sogenannten monoklonalen Antikörpers auf Kassenkosten für alle Kinder bereits beschlossen. Auch Belgien, Irland und Portugal hätten in den vergangenen Wochen ein Immunisierungsprogramm mit Nirsevimab (Markenname: Beyfortus) fixiert, berichtete „Die Presse“ unter Berufung auf den Hersteller Sanofi laut dessen Angaben sich eine Lieferung für Österreich bei einer etwaigen Bestellung für den kommenden Herbst/Winter nicht mehr ausginge.

Eine konkrete Empfehlung zu Nirsevimab sei „noch vor der RSV-Saison zu erwarten“, hieß es am Freitag aus dem Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). „Eine vorzeitige Aufnahme der RSV-Impfung in das Impfprogramm sowie die Finanzierung werden derzeit bereits in Abstimmung mit dem Finanzministerium geprüft.“ Bund, Länder und Sozialversicherung hatten sich im Juni auf die Erweiterung des öffentlichen Impfprogramms im Rahmen der Gesundheitsreform geeinigt. Dafür erarbeitet das Nationale Impfgremium bis Ende 2024 eine Priorisierung möglicher Impfungen, wurde betont.

Wirksamkeit für Babys bis zu 80 Prozent

Nirsevimab soll Babys während der ersten von ihnen erlebten RSV-Saison (Herbst/Winter) schützen. Das Medikament hat laut Studien und Beobachtungsdaten aus der klinischen Routine in mehreren Staaten eine 75- bis 80-prozentige Wirksamkeit.

Für alle Erwachsenen ab 60 Jahren und für Risikopersonen ab 18 Jahre gibt es seit dem vergangenen Jahr zwei Impfstoffe als aktive Immunisierung gegen RSV. Eine der Vakzine ist auch für Schwangere zugelassen, die über die mütterlichen Antikörper die Neugeborenen schützen soll.

Ärztekammer kritisiert Politik

„Die vergangenen Erkältungssaisonen haben gezeigt, dass RSV auf dem Vormarsch ist und vor allem für Säuglinge schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, die lebensbedrohlich sein können“, reagierte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer in einer Aussendung.

„Der Gesundheitsminister hat aus dem Fiasko des vergangenen Winters beim Corona-Medikament Paxlovid leider überhaupt nichts gelernt und die Bestellung verschlafen“, kritisierte er. Auch die Impfung für Schwangere gegen das Respiratorische Synzytial-Virus und Testungen auf RSV sind laut Wiener Ärztekammer weiterhin „kostspielige Privatleistungen“.