Nicht jede Sonnenbrille schützt die Augen effektiv vor UV-Licht, und auf das CE-Zeichen ist nicht immer Verlass: Augenoptikermeister Kurt Otter klärt über häufige Mythen rund um den Sonnenschutz fürs Auge auf. Vorab: Auch unsere Hornhaut kann einen Sonnenbrand erleiden! Die Folge: Während kurzfristige Auswirkungen wie brennende, tränende Augen und unscharfe Sicht wieder verschwinden, kann übermäßige UV-Strahlung sowohl Augenlinse als auch Netzhaut dauerhaft schädigen. Als Konsequenz drohen Krankheiten wie Grauer Star oder die altersbedingte Makuladegeneration, die bis zur Erblindung führen kann.

  • Mythos: Dunkle Gläser schützen die Augen besser. Die Glastönung allein sagt über die Schutzwirkung wenig aus! Zentral ist der adäquate UV-Filter, wie Otter erklärt. Aber woher weiß ich, ob eine Sonnenbrille die Augen schützt? Generell sollten Angaben wie das CE-Zeichen oder das UV-400-Zeichen einen hundertprozentigen UV-Schutz garantieren. Allerdings: „Diese Zeichen können auch gefälscht sein, was gerade bei Billigprodukten oder bei Sonnenbrillen, die man im Urlaub am Strand kauft, oft vorkommt“, sagt Otter. Bei Optikern kann man die Filterwirkung von Gläsern messen lassen. Auf der sicheren Seite sei man mit einer qualitativ hochwertigen Sonnenbrille vom Fachbetrieb, sagt Otter.
  • Mythos: Bei Bewölkung brauche ich keine Sonnenbrille. Ein gängiger Irrtum: Selbst eine dichte Wolkendecke schirmt nur rund zehn Prozent der UV-Strahlen ab – bis zu 90 Prozent der UV-Strahlung dringt ungehindert durch. Sogar Schatten reduziert die UV-Belastung nur um die Hälfte! Daher sei es wichtig, bei dem Blick auf die Wetter-App auch auf den UV-Index zu achten: Dieser ist ein Maß für die UV-Strahlung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, ab UV-Index 3 auf Sonnenbrille, Sonnencreme und schützende Kleidung zu setzen.
  • ·Mythos: Kontaktlinsen schützen die Augen ausreichend vor der Sonne. Auch wenn Kontaktlinsen einen UV-Schutzfilter haben, ersetzen sie nicht die Sonnenbrille, denn: Die Linse bedeckt nur einen Teil des Auges, die Bindehaut liegt ungeschützt frei. Da UV-Strahlen jedoch Tumore auf Bindehaut und Lidern verursachen können, sollten diese durch eine Sonnenbrille geschützt werden.
  • Mythos: Kinder brauchen noch keine Sonnenbrille. Ein besonders gefährlicher Mythos, denn: Im jungen Alter weist das Auge kaum Eigenschutz gegenüber UV-Strahlen auf! So dringen im ersten Lebensjahr bis zu 90 Prozent der UVA- und über 50 Prozent der UVB-Strahlen bis zur Netzhaut vor! Erst mit rund 25 Jahren sind die Augen in der Lage, einen Teil der UV-Strahlung zu absorbieren. Weshalb bereits die Kleinsten eine Sonnenbrille tragen sollten! Hier ist die Qualität besonders wichtig, daher ist eine Beratung im Fachbetrieb empfohlen. Ein Sonnenhut oder eine Schirmkappe schützen die Augen zusätzlich.
  • Mythos: Die Farbe der Sonnenbrille wähle ich rein nach Geschmack! Ob Braun, Grau oder Grün: Bei der Glasfarbe von Sonnenbrillen geht es nicht nur um modische Aspekte, erklärt Optiker Otter. Jede Farbe beeinflusst die Sehwahrnehmung anders und daher gilt: „Eine falsche Glasqualität oder Glasfarbe bei Sonnenbrillen kann zu Ermüdung und Kopfschmerzen führen, aber auch gefährlich werden.“ Bunte Gläser sind im Straßenverkehr gar nicht zugelassen, weil sie die Wahrnehmung von Ampeln oder Bremslichtern verfälschen. Auch bei Outdoor-Sportbrillen sollte die Glasfarbe angepasst sein – etwa an schnell wechselnde Lichtverhältnisse beim Mountainbiken.

Augenoptikermeister Kurt Otter
Augenoptikermeister Kurt Otter © WKO