1. Säuglinge kann man mit Wärme, Nähe und Zuwendung nicht genug verwöhnen. Ab wann tappen Eltern in die Verwöhnfalle?
SUSANNE HERKER: Eltern können durchaus früh in diese Falle tappen, wenn das noch sehr kleine Kind ständig animiert wird und ihm keine Phasen des Mit-sich-alleine-Seins gegönnt werden. Sei es, wenn das Kind glücklich mit sich alleine im Gitterbett liegt oder die Welt für sich gedanklich erkundet, dabei lernt es, sich konzentriert mit sich selbst und einer Sache auseinanderzusetzen.
2. Was ist am Verwöhnen so schlimm? Ich will ja nur das Beste für mein Kind.
HERKER: Die Jahre gehen in das Land und dann wird man unruhig, wenn das achtjährige Kind seine Schultasche nicht in Ordnung halten kann. Es geht dabei darum, dass Kinder schon früher altersadäquat Verantwortung übernehmen. Das löst uns nicht aus der Verpflichtung, Kinder zu begleiten. Unter dem Strich trauen wir den Kindern in vielen Fällen zu wenig zu und unterschätzen sie. Mit der „Verwöhnfalle“ ist ein Übermaß an Verwöhnung im Erziehungsprozess gemeint.
3. Warum nehmen Eltern ihren Kindern vieles ab?
HERKER: Vieles geschieht aus Zeitnot. Man muss aber Eltern sorgsam darauf hinweisen, dass durch ein Zuviel an Verwöhnung den Kindern Chancen fürs Leben genommen werden. Um nicht in die Falle zu tappen, müssen Eltern durchaus konfliktbereit sein. Der Alltag ist der Lernraum für Kinder, sie lernen situativ und nicht nach Plan. Dadurch werden Kinder lebenstüchtig - das Ziel jeglicher Erziehung.