Was, wenn man den geliebten Menschen plötzlich kaum noch wiedererkennt? Die sonst spontane und abenteuergierige Freundin will nur noch allein sein und im Bett bleiben. Oder der Partner, der sonst ständig ein Lächeln auf den Lippen trägt, bricht nun regelmäßig und ohne auf den ersten Blick erkennbaren Grund in Tränen aus. Sehr selten ist dieses Phänomen nicht. Denn laut einer aktuellen und repräsentativen Umfrage von Elite-Partner hatte jeder Fünfte bereits einmal einen Partner oder eine Partnerin, der oder die psychisch erkrankt war.

Leidet in einer Partnerschaft einer der beiden etwa an einer Depression oder Angststörung, kann das die Beziehung auf die Probe stellen, erklärt Sozialarbeiterin Ines Stalzer: „Vor allem, wenn eine sehr akute Situation vorliegt, kann das enorm belastend sein, da es möglich ist, dass die Beziehungsfähigkeit der Person nicht mehr im gleichen Ausmaß gegeben ist, wie zuvor.“ Häufig ziehen sich Menschen, die an einer Depression oder Angststörung leiden, zurück und einfache Dinge im Alltag fallen oft schwer und überfordern: „Das Umfeld weiß dann oft nicht, wie es damit umgehen soll.“

Aber laut der Expertin gibt es viele Wege, wie man seinem Partner oder seiner Partnerin in solchen Situationen helfen kann: „Wenn Alltagstätigkeiten schwerfallen, ist es gut, wenn man dabei unterstützt. Wichtig ist, dass man nicht zu viel übernimmt, sondern sich eher darum bemüht, dass man solche Sachen gemeinsam macht. Vieles ist für Betroffene gleich leichter, wenn man es nicht allein erledigen muss.“

Dabei sei vor allem notwendig, dass man reagiert, wenn man merkt, dass es dem Partner oder der Partnerin schlecht geht und die Situation nicht einfach ignoriert. „Wichtig ist dafür, dass man es anspricht – ohne dass damit ein Vorwurf oder Ähnliches einhergeht. Man muss dem Betroffenen vor allem die Angst davor nehmen, verurteilt zu werden.“

Hilfe von außen – egal ob professioneller Art oder von Angehörigen – solle grundsätzlich in Absprache mit dem kranken Menschen geholt werden, damit dieser sich nicht übergangen fühlt. „Das Problem ist Folgendes: Psychische Erkrankungen sind leider immer noch stark stigmatisiert. Deswegen sollten Betroffene nicht das Gefühl bekommen, dass die Entscheidung darüber, wie offen man damit umgehen möchte, nicht bei ihnen selbst liegt.“ Kommt es allerdings zu akuten Situationen, in denen die Hilfe unumgänglich ist – trotz Ablehnung des Betroffenen –, empfiehlt die Expertin, diesen zumindest darüber zu informieren, warum jetzt welche Schritte gesetzt werden.

Beziehung kann Halt geben

„Für Angehörige ist es auch wichtig, zu wissen: Einmal psychisch krank heißt nicht für immer psychisch krank. Auch wenn man sich aktuell in einer schwierigen Phase befindet, kann es wieder besser werden“, so Stalzer. Und: „Die Beziehung ist eine wichtige Ressource, um gesund zu werden.“

Denn Beziehungen können dabei helfen, Krisensituationen zu bewältigen. Das zeigen auch Umfragen: Drei Viertel der in Partnerschaften lebenden Frauen und Männer geben an, dass ihre Beziehung ihnen in Krisenzeiten emotionalen Halt gibt. Und je länger Paare zusammen sind, desto stärker wird dieser Effekt.