Laut. Das ist das Wort, das Manu Christl (45) als Erstes einfällt, wenn man sie bittet, ihren Familienalltag zu beschreiben. Und laut und turbulent geht es bei Manu schon seit vielen Jahren zu – denn die gebürtige Steirerin hat in den letzten 25 Jahren kaum etwas ausgelassen, wenn es darum geht, verschiedene Familienformen zu durchleben. Bereits mit 22 wurde sie zum ersten Mal Mutter und bald darauf Alleinerzieherin. Gemeinsam mit ihrer ersten Tochter Johanna (heute 23) zog sie nach Wien und arbeitete dort jeden Tag daran, Vollzeitjob und Kind unter einen Hut zu bekommen. Dadurch wurde sie auch immer wieder von einigen Seiten mit Vorurteilen konfrontiert: „Für viele war ich zu dieser Zeit die Rabenmutter schlechthin.“

Als Johanna zwölf Jahre alt war, traf Manu Christl ihren heutigen Mann Markus (50). Auch er hatte bereits eine Tochter, Hannah. Für die beiden war schnell klar: Wir wollen weitere Kinder. Heute machen Juni (8), Julie (6) und Moritz (3) die Familie komplett. Vorurteile von außen standen auch bei der Familienerweiterung wieder im Raum: „Wenn du mit 42 noch einmal Mutter wirst, hörst du schon Kommentare wie: ‚Das ist jetzt aber wirklich das letzte Kind, oder?‘“

Das Familienglück lässt sich dadurch aber nicht trüben. „Auch wenn die älteren Geschwister natürlich schon außer Haus sind, versuchen wir bewusst darauf zu achten, dass wir viel Zeit miteinander verbringen.“ Für die Mutter selbst sind das die schönsten Familienmomente: „Wenn man sieht, wie die Kleinen ihren großen Schwestern entgegenlaufen und sich in deren Arme werfen, dann ist ihre Verbundenheit so augenscheinlich. Die Stunden, in denen alle meine Kinder um mich sind und all diese verschiedenen Charaktere aufeinandertreffen – da geht mir das Herz auf.“

Verbundenheit, die auch weiter bleiben soll: „Wenn ich meine Kinder sehe, weiß ich auch einfach: Sie werden nie allein sein. Auch wenn mein Mann und ich einmal nicht mehr sind.“ Ihre vielfältigen Erfahrungen mit vielen eigenen Familienkonstellationen möchte Manu Christl sich auch zunutze machen, um andere Frauen zu unterstützen. Als Psychotherapeutin sowie Lebens- und Sozialberaterin steht sie Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen zur Seite – besonders oft bei familiären Fragestellungen. „Doch Familie bedeutet für mich mehr als die Kernfamilie. Auch enge Lebensfreunde und grundsätzlich Menschen, die guttun und einem nahestehen, sind Familie.“

Im Kreis all dieser Menschen wird es für Manu und Markus wohl weiterhin turbulent und laut zugehen: „Familienzeit ist manchmal schon stressig – aber auch immer sehr schön.“

Zuzana, Peter, Imrich, Elizabeth und Edith
Zuzana, Peter, Imrich, Elizabeth und Edith © Privat

Von Europa nach Amerika und wieder zurück

Der schönste Augenblick im Familienalltag? „Ich liebe den Morgen, wenn unsere drei Kinder zu mir und meinem Mann ins Bett kriechen und wir alle kuscheln. Da fühle ich mich mit allem eins. Es ist friedlich, liebevoll und eventuelle Streitigkeiten zwischen den Geschwistern haben noch nicht begonnen“, erzählt Zuzana Banda und schmunzelt. Sie und ihr Mann leben mit ihren drei Kindern in Graz. Ursprünglich stammen die beiden aus der Slowakei, die Familie ist schon auf der Welt herumgekommen.

Weil Zuzana und Peter wegen ihres Studiums in die USA zogen, kam das erste Kind in Übersee auf die Welt. Die beiden jüngeren Geschwister dann in Deutschland. Der Umzug nach Österreich folgte vor zwei Jahren aus familiären Gründen: „Wir wollten wieder näher bei unseren Verwandten in der Slowakei sein. Die sechs Autostunden kommen uns vor wie ein Katzensprung. Selbst unsere Kinder haben kein Problem mit den langen Autofahrten.“

Familie ist für die fünf aber mehr als bloße Blutsverwandtschaft: „Selbst die Freunde unserer Kinder gehören irgendwie zur Familie. Wir haben oft ein volles Haus. Erst letzte Woche haben sieben Kinder bei uns übernachtet.“

Daniela und Katharina (und Trimi)
Daniela und Katharina (und Trimi) © Privat

Auf vier Füßen und Pfoten zum Glück

Er steht eindeutig im Zentrum des Familienlebens von Katharina (27) und Daniela (33): Hund Trimi. Wenn die zwei frei haben, wird so viel Zeit wie möglich mit dem tierischen Familienmitglied im Freien verbracht – etwa am See. „Wegen Trimi sind wir auch Frühaufsteher – der Hund steht immer an erster Stelle.“ Die beiden Frauen sind nun seit fast sieben Jahren ein Paar: „Dani und Trimi sind meine Familie, denn Familie bedeutet für mich, dass ich mich geborgen fühle. Da ist es egal, ob Mann oder Frau oder auch Tier. Wichtig sind Vertrauen und Sicherheit“, sagt Katharina.

Die schönsten gemeinsamen Momente können für die beiden aufregende Erlebnisse, aber auch ruhige Stunden sein: „Am meisten in Erinnerungen bleiben gemeinsame Reisen und dortige Eindrücke. Aber manchmal ist auch ein Abend zu zweit, an dem man einfach zusammen kocht und isst, alles, was man braucht“, so die beiden.

Auch Freunde gehören für die beiden bis zu einem gewissen Grad zur Familie: „Aber es gibt da schon Grenzen. Mit Dani ist es für mich noch mal etwas anderes. Das merke ich zum Beispiel, wenn ich einen langen, anstrengenden Tag hatte – obwohl ich meine Ruhe möchte, freue ich mich, dass sie bei mir ist.“