Der Tod eines zehnjährigen Mädchens in Palermo infolge einer TikTok-Challenge hat Bestürzung in Italien ausgelöst und nährt Debatten über den Zugang von Kindern zum Internet. Wie Eltern ihren Kindern den Umgang mit dem Internet erklären, weiß Christian Baumgartner vom Landeskriminalamt in Kärnten.
1) Gibt es ein passendes Einstiegsalter für die Nutzung des Internets?
Nein, da heutzutage bereits Babys und Kleinkinder mit Smartphones und Co. in der Familie konfrontiert sind. Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle - als Vorbilder. „Sie sind in der Verantwortung, mit den Kindern altersgerecht über das Thema Internet und mögliche Gefahren zu sprechen und auch zu erklären, was alles passieren kann“, sagt Christian Baumgartner. Wichtig sei das Festlegen von Regeln für Internet- und Handynutzung, um den zeitlichen Umfang, Umgang mit Bildern und persönlichen Daten klarzumachen.
Ein weiterer Tipp: Surfen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind im Netz. Empfohlene Website für Kinder: kinderzeitung.kleinezeitung.at
2) Wie kann ich den Computer „kindersicher“ machen?
Zunächst ist der Basisschutz für die technische Sicherung des Geräts das Wichtigste. „Das Installieren einer Firewall, eines Virenschutzes sowie das Einrichten von Passwörtern ist unbedingt notwendig“, sagt der Experte. Dann ein eigenes Benutzerkonto für das Kind anlegen ohne Administratorenrechte - Anleitungen dafür gibt es auf den Internetseiten der Betriebssysteme). Und auch den Browser des Benutzerkontos kindgerecht gestalten: Das heißt, eine eigene Startseite einrichten und die Lieblingsseiten als Lesezeichen abspeichern. Die Suchmaschinen familienfreundlich einstellen (bei Google und Bing „SafeSearch“ in den Einstellungen aktivieren). Damit werden nicht-jugendfreie Seiten bei den Suchergebnissen ausgeklammert.
3) Gibt es eine Kinder-Sicherheitssoftware?
Eltern können direkt im Browser bestimmen, welche Websites das Kind aufrufen kann, andere werden damit automatisch gesperrt. Es gibt Software, die bestimmte Schlagwörter (z. B. Porno, Nazi) erkennt und die Seiten blockiert. Kostenfreie Software: Microsoft Family Safety, Jugendschutzprogramm.de, Parents-Friend.de.
4) Was muss man bei Smartphones oder Tablets beachten?
Für die sichere Internetnutzung am Smartphone empfiehlt sich die Installation spezieller Browser, wie Meine-Startseite oder Norton Family. Die Nutzung von vorinstallierten Browsern wird damit unterbunden, einzelne Websites gesperrt. Der Experte rät außerdem, das Smartphone in jedem Fall mit einem Pincode oder Wischcode zu sichern. Und WLAN- und Bluetooth-Funktion des Geräts sollte man nur dann einschalten, wenn auf ein lokales WLAN-Netzwerk zugegriffen wird. Am Gerät selbst zuerst die Sicherheitseinstellungen vornehmen. IOS (Apple) bietet dafür umfangreiche Möglichkeiten direkt im Betriebssystem: Unter Einstellungen/Allgemein/Einschränkungen aktivieren. Grundlegende Sicherheitseinstellungen finden Eltern hier.
„Gefährlicher sind Android- Smartphones, da das Betriebssystem selbst wenige Möglichkeiten bietet“, warnt der Experte. Es gibt allerdings Apps von Mobilfunkanbietern und Privat-Anbietern. So schafft „Kids Place“ eine Sandbox, in der nur die von Eltern freigegebenen Apps und Einstellungen funktionieren. Mit der App „Screen Time“ kann das Kind nur eine vordefinierte Zeit in bestimmten Apps verbringen. Weiters gibt es auch Kontroll-Apps, die das Nutzungsverhalten des Kindes protokolliert und einschränken. Baumgartner: „Auch das muss unbedingt mit dem Kind abgesprochen werden.“ Das Kind habe ein Recht auf Privatsphäre. Geheime Kontrollen führen zu einem Vertrauensbruch.
5) Wie lässt sich der In-App-Kauf kontrollieren?
In-App-Käufe direkt im Play Store lassen sich blockieren, indem man unter Einstellungen „Authentifizierung für Käufe erforderlich“ anhakt. Bei iPphones unter Einstellungen/Allgemein/Einschränkungen aktivieren/Pincode eingeben/In-App-Käufe deaktivieren. Weiters können direkt beim Handyanbieter im Netz unter Einstellungen In-App-Käufe oder auch 0900-Nummern blockiert werden.
6) Worauf muss man bei der Nutzung sozialer Medien aufpassen?
Cybercrime-Experte Baumgartner warnt vor der Gefahr des Social Engineering (= soziale Manipulation). „Es geht um das Ausnützen menschlicher Schwächen, um an Informationen oder Passwörter oder andere vertrauliche Informationen zu kommen.“
Kinder im Volksschulalter sind besonders gefährdet, weil sie kaum in der Lage sind, Konsequenzen ihres Handelns einzuschätzen. Daher ist eine altersgerechte Aufklärung und ein verständliches Warnen vor den Gefahren wichtig.
Tipps
- Gemeinsam mit dem Nachwuchs die Privatsphäre-Einstellungen auf Sozialen Netzwerkenvornehmen; nicht jede Freundschaftsanfrage annehmen, sondern hinterfragen, wer da Freund werden will.
- Persönliche Daten geheim halten: Keine Unterschriften, Wohnadresse, Telefonnummer, Passwörter und Bilder posten.
- Bei Mobbing, Stalking oder Grooming (dem Ansprechen von Kindern und Jugendlichen durch Erwachsene, mit dem Ziel, sexuellen Kontakt mit ihnen zu haben): „Unbedingt so viel wie möglich dokumentieren. Screenshots von der Website mit sichtbarer www-Zeile machen, um an den Namen des Facebook-Accounts zu kommen. Gemeldet werden können die Informationen bei jeder Polizeiinspektion im Land.“
Nina Kienzl