Es grummelt im Magen, die Hände umklammern verschwitzt den Stift und schon ist es passiert: Blackout! Alexander kennt das. Er ist eigentlich ein guter Schüler und bereitet sich auch gewissenhaft auf Prüfungen vor, aber kaum sitzt er in der Schule, ist alles weg. Nun steht die Matura bevor, was tun? Mentalcoach Andrea Klein weiß, wie man aus bibbernden Negativdenkern souveräne Prüflinge macht. "Wenn Jugendliche zu mir kommen, haben sie meist jahrelang eingelernte negative Denkmuster wie 'Mathematik kann bei uns niemand in der Familie.' oder 'Das kann ich einfach nicht.' Wir sind alle gut im Mentaltraining, nur programmieren wir unser Hirn sehr oft negativ." Stellt man sich hingegen immer wieder vor dem Tag X die Prüfungssituation vor und sagt sich zum Beispiel "Ich bin gut vorbereitet. Zur richtigen Zeit fällt mir das Richtige ein", erinnert sich das Gehirn während der Prüfung daran und ist positiv gestimmt.

Es gilt also, neue Glaubenssätze und eine bessere Haltung zu finden – das auch im wörtlichen Sinn: Sitzt man verkrampft da, denkt das Gehirn, es drohe ein Angriff und das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet. Lockert man aber die Körperhaltung, entspannt sich auch das Gehirn. Daher immer wieder zwischendurch bei der Prüfung strecken und so den Knopf im Kopf lösen. Ein weiterer Tipp: Statt immer nach unten ins Heft zu starren, Kopf zwischendurch aufrichten und die Augen nach oben zur Decke richten. So lässt sich der Erinnerungsspeicher im Gehirn anzapfen.

Und dann wäre da noch die "Yes-we-can-Haltung" nach Sozialpsychologin Amy Cuddy. Denn allein der Gedanke an die Prüfung lässt die Schüler oft schon klein werden. Sitzt man aber zusammengesunken da, suggeriert man dem Gehirn: "Ich kann das nicht". Es hilft, schon Tage vor der Prüfung immer wieder die Siegerpose mit in die Luft gestreckten Armen einzunehmen und eine Zeit lang zu halten. Testosteron wird ausgeschüttet, Cortisol abgesenkt – man fühlt sich automatisch stark. Mentalcoach Klein: "Man kann die Siegerpose auch vor oder während der Prüfung am Klo einnehmen, wenn einem das sonst unangenehm ist. Unauffälligere Variante: Arme in die Seiten stemmen. Je breiter die Haltung, desto stärker fühlt man sich."

Mentaltraining allein hilft aber nichts, wenn der Stoff nicht gründlich gelernt wurde. Doch wie motivieren? Hirnforscher Gerhard Hüther plädiert immer für die Lust am Lernen. Doch es gibt Fächer, die liegen einem einfach nicht. Andrea Klein kennt auch hier Tricks: "Wenn einem der Inhalt selbst keinen Spaß macht, dann vielleicht ein Wettbewerb: Wie viel habe ich mir nach einer halben Stunde gemerkt? Oder man macht eine ABC-Liste: Vorher schätzen, wie viele Begriffe des neuen Stoffes einem wohl dem Alphabet nach einfallen werden – man liegt meist weit darüber."

© Michael Fiedler

Alexander hat mittlerweile das Mentaltraining hinter und die Matura unmittelbar vor sich: "Ich habe mich nicht nur auf den Stoff vorbereitet, sondern bin gestärkt und habe nun auch ganz viele Tricks auf Lager, auf die ich zurückgreifen kann." So wird es auch bei der Matura klappen, denn hat man das Gefühl, der Situation nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein, sondern ein Werkzeug zu haben, hat auch das Blackout keine Chance mehr.