Auf Ibiza wurden am Donnerstag 14 Grad Celsius gemessen, in Wien war es mit 13 nur um ein Grad kälter. Wo am Feuerkogel Anfang Jänner 2020 noch 70 Zentimeter Schnee lagen, sind es dieser Tage null. Diese Beispiele zeigen: Die frühlingshaften Temperaturen haben den Alpenraum fest im Griff.

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Tierreich ist anpassungsfähig

Auch das Tierreich zeigt sich anpassungsfähig. Vor allem heimische Tierarten hätten laut Gepp wenig Probleme, ihr Verhalten den Wetterextremen anzupassen. "Diese Fähigkeit wird den Tieren durch Millionen Jahre der Evolution vererbt. Wenn Eichhörnchen aus der Winterruhe erwachen und bemerken, dass es nicht genug Nahrung gibt, legen sie sich schlichtweg wieder schlafen", erklärt der Ökologe.
Selbiges gelte für heimische Insekten. Der Zitronenfalter, der als Frühlingsbote angesehen wird und überwintert, indem er sich "einfriert", kann diesen Prozess je nach Temperaturlage wiederholen.

Fremdländische Insekten hätten hingegen Probleme mit der Anpassung an die klimatischen Bedingungen. "Deswegen sehen wir jetzt gerade Linden-, Kiefern- und marmorierte Baumwanzen an den Bäumen", sagt Gepp. Auch die Sichtung von einzelnen Hummeln sei nicht ungewöhnlich. "Sie sind im Frühling unter den ersten Erwachenden und verkriechen sich wieder, wenn Blüten fehlen."

Für den Menschen kann die Anpassungsfähigkeit der Tiere vor allem die Landwirtschaft stark beeinflussen. "Winter dauern inzwischen nur noch um die 110 Tage, Tendenz sinkend", so Gepp. "Das gibt Insekten wie Blattläusen die Möglichkeit, früher mit der Vermehrung zu beginnen und in einem Sommer mehr Generationen zu produzieren, die dann die Pflanzen befallen." Selbes gilt auch für Borkenkäfer.

Früher Start der Allergiesaison

Bäumen macht das frühlingshafte Wetter ebenfalls zu schaffen. Weil die Schneedecke, die im Frühling wertvolle Feuchtigkeit spendet, fehlt. Diesen Wasserspender brauchen die Bäume aber, um widerstandsfähig – auch gegen Schädlinge – zu bleiben. "Wenn die milden Temperaturen im Winter sehr lang anhalten, begeben sich einzelne Baumarten aus der Winterruhe, schalten auf Frühlingsmodus und beginnen Knospen auszutreiben", erklärt Stefan Schörghuber, von den den Bundesforsten. Kehrt der Frost zurück, kann das bei Wald- wie Obstbäumen zu Frostschäden führen.

Die Purpurerle hat als Frühblüher die Winterruhe beendet und blüht schon, die Hasel dürfte in Föhnregionen und urbanen Gebieten in den nächsten Tagen nachziehen. Zum Vergleich: Im vergangenen Winter hatte die Blüte um dieselbe Zeit bereits begonnen. Und damit die Belastung für Allergikerinnen und Allergiker. "Wenn es die nächsten zehn bis 20 Tage so warm bleibt, wird die Hasel früher blühen als üblich, normalerweise kommt sie mit dem Vorfrühling Mitte Februar", so Gepp.
Noch rechnet der Experte allerdings mit einer kommenden Kälteperiode. Problematisch werde es auf lange Sicht, wenn der Klimawandel noch schneller voranschreitet. "Empfindliche Arten könnten verschwinden."