Die mRNA-Technologie soll völlig neue Vakzine möglich machen. Wissenschaftler der Universität von Pennsylvania (USA), dort wurde das Verfahren ursprünglich entwickelt, konnten erstmals zeigen, dass ein solcher Impfstoff bei Mäusen und Frettchen eine Immunreaktion gegen alle Influenza A- und B-Viren erzeugt und für Schutz sorgt. Wie Sie den Unterschied zwischen grippalem Infekt und der Grippe erkennen, das lesen Sie hier.
Scott Hensley, Professor für Mikrobiologie an der Perelman School of Medicine der US-Universität, und seine Co-Autoren haben ihre Forschungsergebnisse vor kurzem in "Science" publiziert. "Der 'multivalente' Impfstoff, den die Wissenschaftler in ihrer Publikation (...) beschreiben, benützt die gleiche Technologie, die von Pfizer(/BioNTech) und Moderna für die SARS-CoV-2-Vakzine verwendet wird", schrieb die US-Universität. "Tests in Tiermodellen zeigten, dass diese Vakzine die Symptome der Erkrankung dramatisch verringerte und vor dem Tod schützte – sogar, wenn die Tiere anderen Influenza-Varianten ausgesetzt wurden als jenen, die in dem Impfstoff enthalten waren."
Basis-Gedächtnis-Immunität
"Die Idee war, eine Vakzine zu schaffen, die Menschen eine Basis-Gedächtnis-Immunität gegen verschiedene Influenza-Stämme gibt. Das sollte viel weniger Erkrankungen und Todesfälle bei der nächsten Influenza-Pandemie bedeuten", erklärte Scott Hensley.
Die mRNA-Technologie hat in den vergangenen Pandemie-Jahren extrem schnell zu hochwirksamen Impfstoffen verholfen. "Die Impfstoffe lassen sich außerdem schneller modifizieren, als dies bei den derzeitigen Grippe-Impfstoffen der Fall ist. Diese enthalten heute zumeist abgetötete Viren (oder Protein-Anteile; Anm.), die zu 90 Prozent in Hühnerembryonen vermehrt werden (was jährlich eine halbe Milliarde Eier erfordert). Die Herstellung ist nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwendig", schrieb zu den neuen Erkenntnissen auch das Deutsche Ärzteblatt.
Insgesamt ließen sich mRNA-Impfstoffe auch wesentlich kostengünstiger herstellen und auch rascher anpassen. Die Antigene müssen ja nicht mehr künstlich produziert werden. Stattdessen bekommen die Impflinge die RNA für die Antigene injiziert. Die Impfstoffproduktion läuft quasi im Körper der Immunisierten ab.
Erhoffte Antikörperreaktion ausgelöst
Für die Versuche an Mäusen und Frettchen verwendeten die US-Wissenschafter eine mRNA-Vakzine mit der Erbsubstanz von allen 18 bekannten Hämagglutinin-Typen von Influenza A-Viren und der zwei Varianten des Proteins der Influenza B-Viren. Hämagglutinin ist jenes Eiweiß der Influenza-Viren, auf welches das Immunsystem des Menschen nach einer Infektion oder einer (prophylaktischen) Impfung mit einer Abwehrreaktion reagiert.
Bei Mäusen löste der mRNA-Impfstoff die erhoffte Antikörperreaktion gegen alle 20 Influenza-Varianten aus. Die Konzentration der Antikörper im Blut war auch nach 118 Tagen noch nicht abgefallen. Das könnte für einen Schutz für eine Saison sprechen.
In den ersten präklinischen Tests wurden Mäuse durch eine Impfung vor einem sicheren Tod durch eine Influenza geschützt. Auch geimpfte Frettchen überlebten die Infektion, die ohne Impfung bei dieser Tierart zu rund 50 Prozent tödlich verläuft. Da alle bekannten Hämagglutinin-Varianten in der Kandidat-Vakzine enthalten war, könnte ein solcher Impfstoff eventuell auch gegen Vogelgrippe helfen.