Der Vielfalt der weiblichen Gesellschaft und den Herausforderungen, mit denen Frauen im täglichen Leben konfrontiert werden, hat sich die Ausstellung "Sisterhood" in der Galerie Michael Bella in Wien verschrieben. Die Mitglieder der Internationalen Aktionsgemeinschaft bildender Künslerinnen (intAKT) stellen ihre Werke bis 8. Juli in den Räumlichkeiten im dritten Wiener Gemeindebezirk aus und wollen den Fokus auf unterschiedliche Frauenbilder lenken. Insgesamt beteiligen sich 15 Künstlerinnen an der Ausstellung, die von Sophie Haslinger, die für das Kunst Haus Wien tätig ist, kuratiert wurde.

Mit der Stellung der modernen "Business Woman" in der Gesellschaft hat sich unter anderem Doris Schamp beschäftigt. "Erfolgreiche Frauen haben immer noch häufig das Problem, dass sie nicht gleichwertig mit ihren männlichen Kollegen wahrgenommen werden oder Benachteiligung erfahren, sei es aufgrund von Familiengründung oder aus anderen Gründen. Dieses veraltete Bild ist immer noch stark verwurzelt", erklärt Pressesprecherin Paula Marschalek, die durch die Ausstellung führt.

Doris Schamp analysierte das Bild der "Business Woman"
Doris Schamp analysierte das Bild der "Business Woman" © Simone Rendl

"Weiblich" und "männlich"

Mit Acryl hat die österreichische Künstlerin ihr Bild der "Business Woman" auf Holz verewigt und mit Epoxyharz übergossen, als Pendant funktioniert das Kunstwerk "Frau am Bau". Auf 203 Bausteinen hat Schamp mit Siebdruck dieselbe Silhouette verewigt und sie zu einem Turm zusammengebaut. Die Relevanz des aufeinander Bauens und sich gegenseitig Unterstützens repräsentiert die Idee. "Wenn man unten einen Stein hinauszieht, bricht der Turm zusammen, es ist eine spannende Verbildlichung dessen, was für ein Gewinn es ist, wenn man sich gegenseitig aufbaut und nicht hinunterzieht", sagt Marschalek.

Auch unterschiedliche Arten von Beziehungen und die Entwicklung des Frauenbildes bekommen in der Ausstellung Raum, Künstlerin Julia Bugram hat sich unter anderem dem Bild der Transgender-Frau angenommen, während Asta Cink in Form von Fotografien männlich und weiblich gelesene Posen und Gesten analysiert. "Unsere Gesellschaft kommuniziert stark mit Körpersprache, die Unterscheidung zwischen ,starken' und ,schwachen' Posen und deren Konnotation mit einem Geschlecht wollte ich hinterfragen", sagt Cink. Über Bugrams Werk sagt Marschalek: "Julia Bugram setzt ganz unterschiedliche Frauentypen in den Mittelpunkt, sie will dazu animieren, das Frauenbild nicht mehr so binär zu sehen."

Künstlerin Asta Cink
Künstlerin Asta Cink © Simone Rendl

Von Chancen und Durchhaltevermögen

Agnes Rossa hat sich unterdessen mit Mutterrollen auseinandergesetzt und mit zahlreichen Müttern aus der Kunstszene gesprochen und das Ergebnis in einen Film gepackt. "Es ist unglaublich, welche Nachteile Mütter im Berufsleben erfahren, einfach weil sie Mütter sind. Und das betrifft alle Berufssparten", sagt sie. "Auf gesellschaftlicher Ebene ist da noch sehr viel Luft nach oben."

Auch die Künstlerin Carmen Herrera findet sich in der "Sisterhood" wieder. Bis zu ihrem 89. Lebensjahr verkaufte die Künstlerin, die 1915 auf Kuba geboren wurde, kein einziges Bild. "Niemand wollte ihre Bilder ausstellen, weil sie eine Frau war. Aufgegeben hat sie aber trotzdem nie", sagt Künstlerin Elisabeth Hansa, die sich von der Kubanerin inspirieren ließ und deren Durchhaltevermögen auf drei Leinwänden festhielt, die nun die Galeriewände schmücken. "Es ist wie eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass Frauen oft keine Chance bekamen, sich zu beweisen, einfach, weil sie Frauen waren", so Hansa.

Vielfalt in allen Bereichen

Die Vielfalt der Werke, die von Fotografie über Druck bis hin zu Acryl und Film reichen, soll die Vielfalt der Thematik noch unterstreichen, sagt Marschalek. "Nichts im Leben ist eindimensional, diese Vielschichtigkeit sollte sich auch in den kuratierten Werken in der Ausstellung widerspiegeln", sagt die Pressesprecherin.