In der aktuellen Situation mit Ausgangsbeschränkungen und Kontaktminimierung sehen sich frischgebackene Mütter mit zusätzlichen Fragen konfrontiert. „Vor allem das Thema Einsamkeit prägt viele junge Mütter gerade stark“, erzählt Philipp Reif, der stellvertretende Abteilungsleiter der Geburtenstation des LKH-Uniklinikums Graz. Auch dort ist in Zeiten von Corona einiges anders.

Die Änderung, die Mütter am meisten verunsichert, ist seiner Meinung nach das Besuchsverbot auf den Stationen. Um die Ansteckungsgefahr in Krankenhäusern zu minimieren, sind am Wochenbett derzeit keine Besucher erlaubt. Der Vater des Kindes darf zwar bei der Geburt selbst dabei sein, danach aber nicht mehr zu Besuch kommen. Das Klinikpersonal ist bemüht, die Mütter bestmöglichst zu unterstützen - auch auf emotionaler Ebene. Dennoch zieht es die meisten aber so schnell wie möglich zurück nach Hause.

Auch daheim angekommen, bleibt der große Tumult aus. Denn die Verwandtschaft und Freunde einzuladen, kommt derzeit nicht in Frage.  "Somit fällt die Unterstützung weg, die junge Mütter normalerweise zu spüren bekommen", meint Reif. Das bringt oft ein Gefühl der Einsamkeit mit sich.

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Die gegebenen Freiheiten nutzen

„Wichtig ist es, sich nicht zu Hause zu verstecken“, rät Reif. Die Gefahren des Coronavirus seien für Babys sehr gering. Daher empfiehlt Reif, die derzeitigen Möglichkeiten auch zu nutzen und regelmäßig mit dem Kind spazieren zu gehen. Um sich psychisch fit zu halten, sind Bewegung, Licht und frische Luft für die jungen Mütter besonders wichtig.

Auch die Sorgen bezüglich der richtigen Hygienemaßnahmen für das Kind kann der Mediziner mindern: „Für Mütter wie für ihre Babys reichen die üblichen Hygienemaßnahmen vollkommen aus.“ Sowohl junge Mütter, wie auch Babys zählen nicht zum Risikokollektiv.

Ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln

Um jungen Müttern in dieser Ausnahmesituation Ängste und Überforderung zu nehmen, appelliert Reif an deren Partner. „Mütter dürfen sich nicht alleine gelassen fühlen. Daher ist es wichtig, dass man die Aufgaben aufteilt.“ Reif ruft Selbstverständlichkeiten ins Gedächtnis, wie, dass jungen Müttern Haushaltsarbeit abgenommen werde oder dass die Versorgung des Kindes in der Nacht keinesfalls reine Muttersache sein sollte. Denn Erholung und Schlaf seien für frischgebackene Mamas wichtig, um emotional gestärkt zu sein und Herausforderungen meistern zu können.