Regionales, saisonales Biogemüse in einer Vielfalt, die kein Supermarkt kennt, produziert von Bauern, denen man in kürzester Zeit freundschaftlich verbunden ist, – Lebensmittel, die garantiert ressourcenschonend und nachhaltig produziert werden. Dazu noch die Idee von einer Gemeinschaft, die durch alle Krisen trägt, weil einerseits das Überleben der Landwirtschaft durch fixe Mitgliedsbeiträge von „Ernteteilern“ auch ohne Profitmaximierung abgesichert ist, andererseits Verbraucher sich nicht einmal in Zeiten einer Pandemie überlegen müssen, wie sie Woche für Woche zu frischer, vitaminreicher Kost kommen. Das sind die Vorteile einer gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft (Gelawi), wie es sie in Österreich mittlerweile rund 30 Mal gibt. Wobei jede Gemeinschaft ihren eigenen Weg geht. Das Angebot reicht von Kooperationen zwischen Demeter-Milchbetrieben und Bio-Gemüsebauern wie etwa dem steirischen Solako-Projekt bis zu höchst erfolgreichen Nischenbesetzern wie „Radix“, das „vegane Landwirtschaft“ (etwa ohne Düngung mit Mist) anbietet.

Hier findet sich eine Liste von Gelawis in Österreich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Der Zuspruch, den diese Projekte derzeit erleben, ist einzigartig. „In den vergangenen drei Wochen haben alle so viele Anfragen bekommen, dass sie sie meistens gar nicht mehr erfüllen können“, erzählt Hannah Bernholt vom Verband Bio Austria, der sich auch um die Vernetzung von Gelawis bemüht. „Es entstehen gerade viele kleine, neue Projekte“ sagt sie und spricht dabei von Gelawis mit weniger als 100 Ernteteilen, wobei es die größten auf etwa 300 bringen. „Generell wird das Interesse an einer regionalen Versorgung mit Lebensmitteln seit Jahren größer“, sagt der Gelawi-Pionier Peter Laßnig. Vor mittlerweile 10 Jahren gründete er in Gänserndorf das „Ochsenherz“, vor vier Jahren dann (ebenfalls nahe Wien) „Ackerschön“. Die mit dem Gelawi-Konzept verbundene Wirtschaftskritik spielt seiner Meinung nach freilich auch eine Rolle am Zuspruch, den diese Form der Landwirtschaft gerade erlebt. „Es ist ein langsamer Prozess, der sich coronabedingt aber beschleunigt“, sagt Laßnig.

Anna Ambrosch mit ihrer Tochter Magdalena und Mutter Anna Fuchs - seit fünf Jahren als Gelawi erfolgreich
Anna Ambrosch mit ihrer Tochter Magdalena und Mutter Anna Fuchs - seit fünf Jahren als Gelawi erfolgreich © Alexandra Neubauer
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Das merkt auch Anna Ambrosch, die mit ihrem Jaklhof im Grazer Umland vor fünf Jahren auf eine Gelawi umgestiegen ist. Die vergebenen 175 Ernteteile decken etwa 70 Prozent ihres Finanzmittelbedarfs. Ein Drittel des Gemüses wurde weiterhin über den Markt verkauft. „Wir haben uns aber schon früh im März entschlossen, nicht mehr zum Markt zu fahren, um unsere Ernteteiler gut versorgen zu können und unsere Gesundheit zu schützen“, erzählt sie. Praktisch gerechnet müsste ihr jetzt also viel Gemüse übrig bleiben. Tut es aber nicht, im Gegenteil. „Es nehmen uns jetzt einfach viel mehr Menschen wahr. Die Leute suchen im Internet aktiv nach Betrieben wie dem unseren“, erzählt sie. Aktuell nehme man gar keine neuen Kunden mehr an. Wachstum und Expansion ist ohnehin kein Gelawi-Thema. „Aber ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr solcher Gemeinschaften rund um Städte entstehen“, sagt sie und ist sich sicher: „Die Zukunft gehört der Vielfalt.“ Und genau diese wünscht sich schließlich auch der Gaumen.
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