Fühlt man sich als Frau einmal nicht wohl, sondern ist einem übel, hat das wahrscheinlich einen einfachen Grund: die Cocktails vom Vorabend. Oder es könnte ein erstes Indiz für eine Schwangerschaft sein. Ein zweites: Müdigkeit, die man sich nicht erklären kann. Vielleicht ist das aber nur Zufall. Denn selbst ein unregelmäßiger Zyklus ist noch kein eindeutiges Zeichen für Nachwuchs – der kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, Stress zum Beispiel. Aber alles zusammen ist zumindest Anlass genug für einen Schwangerschaftstest. Der funktioniert im Grunde ganz einfach, er testet keine Symptome, sondern ein bestimmtes Hormon: Beta-hCG, das Schwangerschaftshormon. Ist sein Wert im Harn erhöht, fällt der Test positiv aus. Ein bisschen schwanger gibt’s ja auch nicht.

Beta-hCG, das humane Choriongonadotropin, ist aber nicht nur ein Indikator für familiären Zuwachs, es ermöglicht ihn überhaupt erst. „Das Hormon hCG wird unter anderem während der Schwangerschaft von einem Teil der Plazenta produziert und ist für den Beginn und den Erhalt der Schwangerschaft verantwortlich“, erklärt Martina Kollmann, Fachärztin mit Schwerpunkt für gynäkologische Endokrinologie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am LKH-Universitätsklinikum Graz.

Sie erklärt weiter: „Nachdem die Eizelle befruchtet wurde, wandert sie – beziehungsweise der Embryo – Richtung Gebärmutter. Am fünften Tag nistet sich der Embryo dort ein und produziert hCG.“ Das Hormon regt den Gelbkörper im Eierstock weiter an, Progesteron (das Gelbkörperhormon) zu bilden, das die in der ersten Zyklushälfte gewachsene Gebärmutterschleimhaut umbaut und darauf schaut, dass es der Embryo gemütlich hat.

Wert verdoppelt sich

Die Konzentration von Beta-hCG im Blut steigt in dieser Zeit besonders rasant. In den ersten sieben Wochen verdoppelt sich der Wert alle zwei Tage. Liegt er in der dritten Woche noch bei etwa 10-50 U/l (Enzymwert pro Liter), erreicht er nach zwei Monaten 205.000 U/l.

Der Körper weiß: in den nächsten Monaten keine Eisprünge. Im Gegenteil: Der heranwachsende Embryo soll seine Zeit in der Gebärmutter möglichst heil überstehen. Ab der ungefähr 16. Schwangerschaftswoche produziert die ausgereifte Plazenta selbst Progesteron, der Beta-hCG-Spiegel sinkt. Und mit ihm lässt auch oft die Übelkeit nach. Den Frauen geht’s also den anderen Umständen entsprechend wieder gut.

Bei Männern schaut die Sache naturgemäß anders aus. Die fühlen sich ja höchstens bedeutungsschwanger, trotzdem ist ihnen das Hormon nicht gänzlich fremd. „Beta-hCG kommt auch im männlichen Körper vor, allerdings nur in geringer Menge“, sagt Franz Lausegger von der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Klagenfurt. „Es stimuliert die körpereigene Testosteronproduktion in den Hoden.“ Die Gleichung, mehr Beta-hCG im männlichen Körper ist gleich besser, stimmt nicht. Ungewöhnlich hohe Werte im Blut oder Urin können auf eine Erkrankung hinweisen. Auch bei Frauen, die kein Kind erwarten, könnten erhöhte Werte auf eine Anomalie hinweisen. Lausegger: „Das Hormon wird von gewissen Tumoren gebildet, vor allem von Keimzelldrüsen wie eben Hoden und Eierstöcke, aber auch von Brust, Leber oder Dickdarm.“

Inadäquater Anstieg als Alarmzeichen

Ungewöhnlich hohe Werte in einer Schwangerschaft sind hingegen nicht selten das Gegenteil, nämlich ein Glücksfall. Weil sich damit eine Mehrlingsschwangerschaft ankündigt. Ist der hCG-Wert bei Schwangeren zu niedrig oder steigt er nicht so schnell wie gewünscht, deutet das auf ein Problem hin. „Vor allem im ersten Trimester würden zu niedrige Werte bedeuten, dass sich die Schwangerschaft nicht mehr weiterentwickelt und dass es zu einer Fehlgeburt kommen könnte“, so Lausegger.

Ein inadäquater Anstieg von Beta-hCG, ergänzt Kollmann, kann also ein Hinweis für eine nicht richtig angelegte Schwangerschaft sein. Bei einer Eileiterschwangerschaft nistet sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter ein. Am Ultraschall ist sie anfangs nur schwer zu erkennen, umso wichtiger ist die regelmäßige Messung von Beta-hCG – in Kombination mit weiteren Ultraschalluntersuchungen. „Gleichzeitig sollte man sich von einem einmalig gemessenen ‚zu niedrigen Wert‘ nicht zu sehr beunruhigen lassen“, sagt Kollmann. „Hat der Eisprung später als erwartet stattgefunden, kann das einen Wert, der nicht der rechnerischen Schwangerschaftswoche entspricht, erklären.“ Heißt: Einfach mal abwarten und sicherheitshalber Tee trinken.