Die größte Sportartikelmesse der Welt - die ISPO in München - ist jedes Jahr auch ein Schaulaufen der innovativsten Produktneuheiten aus der Outdoorbranche. 3000 Aussteller aus 56 Ländern präsentierten an vier Messetagen vor mehr als 80.000 Besuchern ihre neuesten Kollektionen. Die Digitalisierung wird dabei auch bei der Wintersportausrüstung ein immer wichtiger werdendes Asset. Egal ob Ski, Helme, Handschuhe, Skischuhe oder Protektoren: Fast kein Anbieter kann mehr darauf verzichten, spezielle Technikfeatures wie mitverwobene Heizungen oder eingebaute Kameras in seine Produkte zu integrieren. Außerdem sorgen immer neue Möglichkeiten des Trackings für eine wahre Datenflut beim Carven auf den Pisten. Eigens entwickelte Apps sorgen für eine detailgenaue Analyse der Abfahrten und Bewegungen.

Skihelme als Navigationsgerät und Notfallhelfer

Der schwedische Helmspezialist POC hat einen Helm mit eingebautem NFC-Chip entwickelt. Darauf können persönliche Daten wie Blutgruppe, etwaige Krankheiten, Muttersprache oder Kontaktadressen gespeichert werden. Im Fall eines Unfalls hält de Bergretter sein Smartphone an den Chip und kann via App die Daten auslesen.

Helmkamera für jedermann: Im Visier werden Geschwindigkeit und Navigationstipps angezeigt
Helmkamera für jedermann: Im Visier werden Geschwindigkeit und Navigationstipps angezeigt © Planaibahnen

Weltweit exklusiv können Gäste in der österreichischen Urlaubsregion Schladming-Dachstein derzeit den neu entwickelten Ski- und Snowboardhelm “Mohawk” testen, der mit modernster Augmented-Reality-Technologie (AR) ausgestattet ist. Über eine eingebaute Minikamera wird die Umgebung auf der Piste erfasst, am Visier kann der Nutzer zahlreiche visuelle Daten wie Geschwindigkeit, Höhenmeter und ein Navigationssystem abrufen. Eingebaute Kopfhörer und ein Mikrofon ermöglichen die Live-Kommunikation mit Freunden per Text Messaging, Audio oder Video. Besonders nützlich: Ein SOS-Knopf, der in Notsituationen lebensrettend sein kann.

So können Sie Ihr Kind nicht verlieren

Die Anwendung hat man sich aus der Jagdhund-Branche abgeschaut: Um den Aufenthaltsort und die Bewegungen der Tiere kontrollieren zu können, tragen sie Minisender. Diese Technologie nützt der schwedische Helmspezialist POC, um die Sicherheit von Kindern beim Skifahren zu erhöhen. In einer Rückenprotektorjacke wird in einer Brusttasche ein zündholzschachtelkleiner, flacher Sender untergebracht.

Tracking-Element in der Rückenprotektorjacke
Tracking-Element in der Rückenprotektorjacke © POC

Über eine App können die Eltern am mitgelieferten Kartenmaterial Pistenareale festlegen. Verlässt das Kind diesen Bereich, werden die Eltern am Handy alarmiert. Auch wenn sich der Sender in einem selbst festgelegten Zeitintervall nicht bewegt, kommt ein SOS-Signal. Am Handy kann man den möglichen Sturzort sofort lokalisieren.

Airbags: Akku statt Kartusche

Der steirische Spezialist für Lawinenverschüttetensuchgeräte (LVS) und Airbagrucksäcke, das in Lebring beheimatete Unternehmen Pieps, hat einen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der den 200-Liter-Airbag mittels Düsengebläse füllt. Der Vorteil: Es sind keine Kartuschen mitzunehmen (und nachzukaufen), der Airbag kann (für Übungszwecke) immer wieder (ohne Zusatzkosten) ausgelöst werden.

Airbagrucksack, der mit Gebläse statt Kartusche befüllt wird
Airbagrucksack, der mit Gebläse statt Kartusche befüllt wird © Pieps

Im aktuellen Modell wurde der Düsenantrieb des Jetforce-Airbagrucksacks gewichtsoptimiert. Das neue Modell ist um 500 Gramm auf 2,8 Kilo „abgemagert“, bei unveränderter Leistungsfähigkeit und kann auf drei verschiedene Rucksackgrößen angezippt werden. Der akkubetriebene Motor schafft 500 Ladezyklen. Nach drei Minuten wird die Luft automatisch abgesaugt, um Verschütteten eine (überlebensnotwendige) Atemhöhle beziehungsweise Bewegungsfreiheit unter dem Schnee zu verschaffen.
Das neue LVS-Modell verfügt über einen Bluetooth-Empfang, womit etwaige Systemupdates via Smartphone-App eingespielt werden können. Zusammen mit der Sonde iProbe, in der ebenfalls ein Empfänger für LVS-Signale eingebaut ist, erhöht sich im Fall einer Verschüttung die Treffsicherheit bei der Suche.

Mitbewerber Alpride hat einen Motor entwickelt, in dem eigene Zellen die von Batterien gelieferte Energie vervielfachen und so den Druck für die Airbagauslösung liefern. Wie bei Pieps ist dieses System über einen USB-Anschluss wiederaufladbar.

Mammut wiederum setzt weiterhin auf Kartuschen als „Energielieferant“ für die im Rucksack verbauten Airbags. In ausgewiesenen Mammutläden werden bei einem Notfall entleerte Kartuschen aber kostenfrei entgegengenommen und ersetzt; die Kartuschen selbst werden an den Produzenten retourniert und wiederbefüllt.

Klebesensoren liefern Daten von jedem Bogen

Vier Jahre Entwicklungsarbeit stecken in einem Datenaufzeichnungsgerät, mit dem das Schweizer Start-up Snowcookie ambitionierten Hobbyskifahrern helfen will, ihr Können zu verbessern.
Gelingen soll das mittels Sensoren, die die Bewegungen der Ski und des Skifahrers aufzeichnen, und einer App, mit der die so gesammelten Daten analysiert werden können. Dafür tragen die Skifahrer zum einen einen Sensor in einer Art Brustgürtel unter dem Anorak, um die Bewegungen des Körpers messen zu können. Zum anderen werden auf jeden Ski direkt vor dem vorderen Teil der Bindung zwei Sensoren aufgeklebt, die die Bewegungen der Ski aufzeichnen.

Die Sensoren werden vor der Bindung aufgeklebt
Die Sensoren werden vor der Bindung aufgeklebt © Snowcookie
Ein Sensor in einer Brusttasche misst die Körperbewegungen
Ein Sensor in einer Brusttasche misst die Körperbewegungen © Snowcookie


Aus den so gemeldeten Bewegungsimpulsen errechnet eine App die Symmetrie des Kantendrucks und die Balance während des gesamten Schwungs, zeichnet Details der Körperhaltung (Rotation des Oberkörpers, Haltung der Hüfte) und allgemein die Geschwindigkeit auf. Aus diesen sechs Faktoren kann die Ausführungsqualität ermittelt werden – und das für jeden Schwung! Die Akkus der Sensoren halten rund vier Tage und können kabellos aufgeladen werden. Das detailverliebte Tracking kann zudem über eine in der App integrierte Landkartensoftware gelegt werden. So lässt sich am Smartphone genau ablesen, an welchen Stellen der Piste man welchen Schwung wie sauber gefahren ist, erklärt der US-amerikanische Orthopäde Martin Kawalski, von dem die Idee für diese digitale Innovation stammt.

Heizung für Finger, Zehen und Schuhe

Neben beheizbaren Stutzen, bei denen ein im Wadenbereich einsteckbarer Akku Energie liefert, die von den eingewebten Karbonfasern im Zehenbereich in Wärme umgewandelt wird, mischt das steirische Unternehmen Alpenheat auch am konkurrenzintensiven Markt für (dreistufig) beheizbare Handschuhe mit. Auch beheizbare Wanderschuhe, Westen und Unterziehhosen hat man im Angebot.
Damit man schon am Beginn eines Skitages in angenehm vorgewärmte Skischuhe steigen kann, hat man zudem eine mit einer Heizmatte ausgestattete Sporttasche im Angebot. Darin finden Schuhe, Helm und Handschuhe Platz und können beispielsweise über eine normale Steckdose oder einen 12-Volt-Adapter (Zigarettenanzünder im Auto) vorgewärmt werden.

Trockner für Ski-, Langlauf- und Wanderschuhe
Trockner für Ski-, Langlauf- und Wanderschuhe © Alpenheat
Beheizbare Skischuhtasche
Beheizbare Skischuhtasche © Alpenheat

Nasse, verschwitzte Schuhe trockenlegen kann man mit einem für alle Schuhmodelle passenden, leicht transportierbarer Trockner von Alpenheat. Die Wärme spendenden „Kolben“ holen sich den Strom aus dem Zigarettenanzünder im Auto oder von normalen Steckdosen. Das integrierte UV-Licht sagt Bakterien im Schuh den Kampf an.