Die Gebietsbezeichnung findet man auf keiner Landkarte. Und es schwingen verklärte Nostalgie, ehrliches Geschichtsinteresse und eine Spur Folklore mit, die Tiziano Dossi von „Westtirol“ reden lässt, wenn er die zerfurchte Berg- und Tallandschaft vor seiner Haustüre meint, die eigentlich Trentino heißt. Die oberitalienische Provinz gehörte einst tatsächlich zum Kronland Tirol der österreichisch-ungarischen Monarchie. Noch heute erinnern Denkmäler wie jenes am Passo Tonale an die Kaiserschützen, die hier während des Ersten Weltkriegs für den Hof im fernen Wien ihr Leben ließen.

Dossi betreibt zusammen mit Frau und Tochter das idyllische 20-Zimmer-Chalet „Alpenrose“, ein paar kurvige Straßenkilometer hinter Cogolo im Val di Pejo am Rand des Nationalparks Stilfserjoch. Er ist mit seiner Sympathie für die Monarchie nicht alleine. Auch in der „Baita tre Larici“, einer kleinen Gastwirtschaft mit feinen Spezialitäten aus eigener Hochlandrinderzucht im Skigebiet Pejo 3000, erinnern Fotos von Franz Joseph, Elisabeth & Co an die verblichenen Herrscher und selbst im nahen, mondäneren Madonna di Campiglio hat sich ein illustrer Karnevalsbrauch erhalten, der Skifahrer Mitte Februar in historischen Kostümen aus der Kaiserzeit auf die Pisten treibt.

Iglu und Instrumente aus Eis

Im Val di Pejo dreht sich abseits des Aristo-Kults aber alles ums Wasser. In gefrorenem Zustand schmückt es die Berge und Pisten. Auf über 3000 Meter Seehöhe bringt einen heute eine Gondel ins Dachgeschoss des Skigebiets Pejo. Bis vor zehn Jahren war hier noch ein Sessellift in Einsatz – bis er eines Nachts von einer Lawine „abmontiert“ wurde. Für die Aussicht auf die imposanten Adamellio-Presanella-Alpen, den Gebirgsstock der Brenta-Dolomiten, und die Marmolata-Gruppe wurde das Wort „atemberaubend“ erfunden.

In der Skiarena Pontedilegno-Tonale kommt noch ein optisch-akustisches Überraschungsmoment dazu. In einem geräumigen Iglu neben der Seilbahnbergstation finden zwischen Jänner und März wöchentlich Konzerte statt, bei denen die Musiker auf Instrumenten aus Eis spielen. Die Körper von E-Gitarren, Celli und Schlagzeug werden dafür in einer 44-tägigen Prozedur aus Eis geformt, in die die notwendigen Kabel eingegossen und Saiten, Steg und Wirbel aufgeschraubt werden. Auf in Schnee gehackten Sitztribünen kann man dem Konzerterlebnis internationaler Bands und Kammerorchester am Fuße des Gletschers lauschen.

Wasser für innen und außen

Weiter unten im Tal sprudelt das Wasser in flüssigem Zustand aus drei Mineralwasserquellen aus dem Ortler-Cevedale-Gebirgsmassiv. Die geologischen Schichten, die es bei seinem Weg durch das Gestein kreuzt, sorgen für einen außerordentlichen Mineralstoffreichtum. Von der wohltuenden bis therapeutischen Wirkung kann man sich in der schmucken Therme im Ort überzeugen. Von Trinkkuren über Inhalationsanwendungen bis zu Badetherapien reicht die Palette an heilenden Anwendungen gegen alle möglichen Wehwehchen im Bewegungsapparat oder bei Hauterkrankungen.