Aleksandra Zec, ein serbisches Mädchen, wurde 1991 von der kroatischen Miliz in die Berge verschleppt und erschossen. Im Alter von nur zwölf Jahren musste sie aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit sterben. Die Komponistin Mirela Ivičević war zu diesem Zeitpunkt nur acht Monate jünger als das Mädchen. Ihr Werk „Pink Pyjamas“ wird neben vier weiteren Kompositionen morgen bei der styriarte zur Uraufführung gebracht. Gewidmet ist es Aleksandra Zec. Persönliche Bezüge spielten für Ivičević eine bedeutende Rolle bei der Wahl des Sujets von „PP“: 1980 im kroatischen Split geboren und selbst in einer multiethnischen Umgebung aufgewachsen, hat sie den Krieg persönlich miterlebt.


„Ich möchte glauben, dass die Welt seit 1991 ein besserer Ort geworden ist, doch die Tatsachen zeigen etwas Anderes. Deshalb finde ich es wichtig, so oft wie möglich an Aleksandra und ihr tragisches Schicksal zu erinnern – in der Hoffnung, dass sie die letzte Tochter war, die so um ihr Leben kommen musste.“ Sagt Mirela Ivičević, die mittlerweile in Wien beheimatet ist und sich in der österreichischen Musiklandschaft fest etabliert hat. Erst im April widmete ihr das Black Page Orchestra ein Porträtkonzert im großen Sendesaal des Radiokulturhaus Wien.


„Komponieren ist für mich eher Kampf als Flucht vor Alltagsproblemen.“ Wider den infamen Alltag will sie durch ihre Werke eine kritisch-reflektierende Weltwahrnehmung eröffnen, anstatt Eskapismus zu befördern. Diese Intention ist ihrer Tonsprache, geprägt von eklektischen und außermusikalischen Einflüssen, deutlich anzuhören.
Als Anknüpfung an das erfolgreiche Projekt „Gli Scherzi“ der letztjährigen styriarte sind neben Mirela Ivičević auch heuer die mexikanische Komponistin Angélica Castelló, die Südtirolerin Manuela Kerer, die aus Bosnien stammende Komponistin Belma Bešlić-Gál und die Steirerin Maria Gstättner mit von der Partie.

Ihre vielgestaltigen musikalischen Auseinandersetzungen mit dem Thema der Frauenbefreiung versprechen einen Abend voller Witz, Provokation aber auch sachlich-gewichtiger Reflexionen. So wird der Prozess gegen die „Schlernhex“ neu aufgerollt, die Feministin Christine de Pizan kommt zu Wort oder eine visionäre Retrospektive wird unternommen: Frauen werden sich über Männerquoten hitzig den Kopf zermartern, und gar ein Männerwahlrecht steht zur Debatte. Böse „Gendermerie“ oder utopisches Matriarchat? Der Abend verheißt genüssliches Diskurspotenzial.