Pierre- Laurent Aimard gerieten in der gut besuchten List-Halle drei Sonaten von Ludwig van Beethoven zu einem nur im technischen Bereich makellosen Parcours.
Als bekanntestes Werk im Programm des lange Jahre geschätzten französischen Pianisten befand sich die erst zehn Jahre nach Beethovens Tod so genannte „Appassionata“ op. 57, die „Leidenschaftliche“. Doch zu leiden gab es genug: Ausdrucksarmut, Inhomogenität, ständig zäsurlos überfahrene Phrasen und ein kaum bis nicht ausmachbarer musikalischer Atem hinterließen – und das gilt auch für die beiden vorangegangenen Werke – den Eindruck, dem Interpreten mangelte es diesmal an Souveränität, innerer Ruhe und vor allem an Zeit.
Weit überhaltene, ja bisweilen überhetzte Tempi kennzeichneten schon die beiden Randsätze derD-Dur-Sonate op. 10/3 sowie die zwei Fugen im Schlusssatz von Opus 110. Mag sein, die aufgelegten Noten taten ein Übriges: Trotz aller textlichen Akkuratesse war genügend Muße für ablenkende Gedanken gegeben. Bei Beethoven müsste dies nicht so sein. Wilhelm Kempf, Friedrich Gulda, Alfred Brendel oder Daniel Barenboimkönnten als Beispiele angeführt werden.
Positives zum Schluss: Der erste Satz von op. 57 war zusammen mit der langsamen Zugabe das Beste des Abends.Dablitzte einmal groß Aimard durch. Dennoch schadeumdie vertane Chance!