Die Frau hat Feuer: Sie singt nicht bloß, sie brennt. Wenn sie mit Leidenschaft ihr Stimmfeuerwerk zündet, leuchtet es hell und himmlisch.
Die Frau hat Klasse: Ob ein Recital wie im Februar mit Klavierpartner Eduard Kutrowatz im Grazer Musikverein.. Ob die Fricka in Wagners "Rheingold" unter Sir Simon Rattle oder eine Aufnahme von Beethovens "Missa solemnis" unter Bernard Haitink, die heuer für den Grammy nominiert war. Ob morgen (5. Juli) der etwas andere Liederabend "La femme, c'est moi" oder ein Solopart in Beethovens "Neunter" unter Andrés Orozco-Estrada bei der styriarte . . . Ihr Mezzo adelt jedes Ereignis.
Die Frau hat Geist und Ohren offen: Ja, Klassik, schon, aber. Die charmante Burgenländerin wagt mit gepfefferten "Hungaro-Tunes" Seitensprünge, lässt mit dem Wiener Querbürster-Ensemble "Amarcord" bei Debussy die Puppen Ragtime tanzen oder leiht bei der styriarte Kurt Weills "Seeräuber-Jenny" und anderen frechen Frauen ihre Stimme.
Die Frau hat Glück: Bei Proben zu "Tristan und Isolde" im Rahmen der Ruhrtriennale 2011 traf ein Schlag eines Gesangskollegen just ihren Kehlkopf, sie litt in der Folge unter totalem Stimmverlust, nach langwierigem Training blieben aber keine Schäden.
Die Frau hat Rückgrat: Sie beherzigte den Rat von Hans Magnus Enzensberger, nämlich nicht Öl, sondern Sand im Getriebe der Welt zu sein. In dem Fall der Klassikwelt: Mit ihrer Initiative "art but fair" rief sie 2013 zur "Revolution" gegen den beschämenden Umgang von Agenturen, Veranstaltern und Festivals mit Künstlern auf und nahm sich auch vor Salzburgs Mr. Almighty Alexander Pereira kein Blatt vor den Mund.
Die Frau hat Mut: Letzten April beschloss sie, mit 41 vom Hochgeschwindigkeitskarussell Oper abzusteigen, nur noch Konzerte zu geben und auf Adagio zu setzen. Beim Trampen durch Thailand - "vier Wochen, ohne Plan" - schrieb sie "Gedankenskizzen" wie diese: Ich höre zu. Ich höre mich schweigen. Globetrotterin ist sie bis dato geblieben, hat mit Jahresende ihren Haushalt in Wien aufgelöst und versucht, aus nur einem Koffer zu leben.
Die Frau ist klug. Die Frau ist bei sich. Und die Frau hat nach wie vor Brokat in der Stimme. Dieser Brokat hat einen Namen: Elisabeth Kulman.
"La femme, c'est moi"
Von zärtlicher Liebe bis zu leidenschaftlichen Mordgelüsten – kein emotionaler Höhenflug und kein menschlicher Abgrund ist Elisabeth Kulman fremd. Mit virtuoser Einfühlungsgabe und einer gesunden Portion Humor nimmt sie in ihrem Soloprogramm „La femme, c’est moi“ ihr Publikum mit auf eine abenteuerliche Achterbahnfahrt durch die Welt der Gefühle – über allem steht dabei die ungebändigte Liebe zur Freiheit. Elisabeth Kulman leiht an diesem Abend ihre betörende Stimme so unterschiedlichen Frauenfiguren wie Bizets Carmen, Saint-Saëns‘ Dalila, Mozarts Pamina, Brecht/Weills Seeräuberjenny, Cole Porters Kate und bleibt doch, auch in Liedern von Schubert bis zu den Beatles, immer unverwechselbar sie selbst.
Nach ihrem aufsehenerregenden Entschluss, dem Opernbetrieb den Rücken zu kehren, bietet sich hier eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur die faszinierende Stimme einer der führenden Sängerinnnen und Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit zu bewundern, sondern auch ihre dramatische Ausdruckskraft hautnah mitzuerleben.
Elisabeth Kulman hat das Programm „La femme, c’est moi“ gemeinsam mit Tscho Theissing konzipiert, der auch für die raffinierten und außergewöhnlichen Arrangements verantwortlich zeichnet. Musikalisch unterstützt sie dabei ein Ensemble aus hochkarätigen Musikern der internationalen Klassik- und Jazzszene, darunter Mitglieder der Wiener Philharmoniker.