Die Skepsis von Mediennutzern gegenüber Online-Nachrichten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Stichwort „Fake News“. Eine besondere Herausforderung sind dabei gefälschte oder manipulierte Bilder und Videos, da visuelle Informationen tendenziell noch leichter geglaubt werden.

Um dem entgegenzuwirken haben wir gemeinsam mit Experten einen kleinen Ratgeber zusammengestellt.

1. Skepsis ist berechtigt – und nötig

Beim Umgang mit Medien, vor allem im Internet, ist eine gewisse Vorsicht prinzipiell ratsam. „Eine gesunde Skepsis ist das Wichtigste, vor allem sich selbst gegenüber“, sagt Helge Fahrnberger vom Medienwatchblog kobuk.at. Als Nutzer sozialer Medien bekommen wir täglich unzählige Beiträge angezeigt, die scheinbar wichtig sind, zumindest behauptet das der Algorithmus, also das Regelwerk, das diese Relevanzentscheidungen zum Beispiel auf Facebook trifft. Häufig werden diese Inhalte, Texte ebenso wie Bilder oder Videos, ohne Hinterfragen geglaubt und gleich weiterverbreitet. Meist fallen Nutzer auf Fakes hinein, die gut zum eigenen Weltbild passen. Die Wissenschaft nennt dies den „Confirmation Bias“.

Auch der Bild- und Videoforensiker Peter Mandl empfiehlt, Inhalte grundsätzlich kritisch zu konsumieren. Der Blick für falsche Inhalte kann zum Beispiel dadurch geschult werden, dass man möglichst viele unterschiedliche Medien konsumiert und miteinander vergleicht.

2. Ein Beispiel – Trump trifft Kim Jong-un

Doch welche Anzeichen gibt es nun für gefälschte Bilder und Videos, wie können auch Laien diese erkennen? Kann das folgende Bild, das den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un Hand in Hand mit dem US-Präsidenten Donald Trump zeigt, wirklich wahr sein?

Kritisches Hinterfragen würde uns bereits zur Einsicht bringen, dass dieses Bild nicht echt sein kann, ein Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un gab es bis zu diesem Zeitpunkt schlicht noch nicht.

Ein einfaches Tool, um Fake-Bilder zu enttarnen, versteckt sich direkt in der Suchmaschine Google. Wechselt man zum Reiter “Bilder” (images.google.com) eröffnet Google über ein Kamerasymbol die Möglichkeit Bilder direkt hochzuladen oder nach Bild-URLs zu suchen. Wird dies mit dem Trump-Kim-Bild versucht, listet Google zahlreiche Ergebnisse zum Originalbild. Nicht Trump, sondern Moon Jae-in, Präsident von Südkorea, ist auf dem Original neben Kim zu sehen.

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3. Fake-Fotos auf einen Blick erkennen

Manchmal können Bildmanipulationen auf den ersten Blick erkannt werden. Als Indizien nennt Mandl das wiederholte Auftreten desselben Bildteiles innerhalb eines Bildes. Auch falsche Perspektiven beziehungsweise falsche Körperproportionen oder unnatürliche Schatten können Hinweise liefern. Im Beispiel des Trump-Kim-Bildes fällt auf, dass Sonnenlicht von der Seite auf Kim fällt, das Gesicht liegt dabei weitgehend im Schatten. Trumps Kopf hingegen ist durchgehend gleich belichtet, der Verdacht liegt sofort nahe, dass dieser Bildbereich einem anderen Foto entspringt. Ein weiteres, weniger auffälliges Indiz für dieses Fake-Bild ist der verschwommene Bereich um Trumps Beine.

Betrachtet man den Rest des Bildes, fällt auf, dass der Boden auf Kims Seite gut zu erkennen ist, bei Trump jedoch auffällig verschwommen ist.
Eine gute Quelle zum Erkennen technischer Bildmanipulationen ist die Seite ImgOps. Dort findet sich eine ganze Reihe von Online-Werkzeugen zur Untersuchung von digitalen Bildern.

4. Fake-Videos enttarnen

Fake-Videos sind im Vergleich zu gefälschten Bildern schwieriger zu enttarnen. Menschen tendieren dazu, Bewegtbildern mehr Glauben zu schenken als Fotos. Indizien für gefälschte Videos sind grundsätzlich dieselben wie bei Fotos. Falsche Proportionen, verpixelte Bereiche oder unterschiedlich belichtete Bildbereiche sind auch hier am einfachsten zu erkennen. Mit Browser-Plugins wie “InVID” lassen sich YouTube-Videos in einzelne Bilder zerlegen, die man dann über die zuvor genannte Google-Bildersuche verifizieren kann. Diese Methode ist bei Videos ist aber nicht immer so zuverlässig wie bei Bildern.

Bei einer Videofälschung müssen nicht alle Videoteile gefälscht sein, außerdem kann auch ein im falschen Zusammenhang geteiltes Video in die Irre führen. Ein bereits länger zurückliegendes Uploaddatum weist in derartigen Fällen darauf hin, dass das Video ursprünglich in einem völlig anderen Kontext stand und nicht am genannten Ort aufgenommen wurde.

Häufig können auch Kommentare anderer Nutzer hilfreich sein, indem sie auf Unstimmigkeiten im Bild oder Video hinweisen.

5. Im Zweifel Experten zu Rate ziehen

Zahlreiche Fakes im Internet bedürfen lediglich etwas Aufmerksamkeit und das Wissen, worauf zu achten ist, um als Fälschungen erkannt zu werden. Professionelle Arbeiten können aber in den meisten Fällen nur von IT-Forensikern und Experten als solche entlarvt werden. Vor einem vermehrten Auftreten dieser professionellen Fälschungen warnt Mandl, nicht zuletzt aufgrund des technischen Fortschritts und empfiehlt daher Informationen im Zweifelsfall immer kritisch zu hinterfragen.

Auch der (nicht ganze echte) Ex-Präsident Barack Obama gibt diesen Ratschlag und zeigt in diesem Video gleichzeitig, wie echt Video-Fälschungen, sogenannte “Deep Fakes”, sein können:

Dipl.-Ing. Dr. techn. Peter Mandl ist Ziviltechniker mit ausübender Befugnis für Telematik (Elektrotechnik, Nachrichtentechnik und Informationstechnologien) und ist Gerichtssachverständiger in Graz (Tel: 0316 771179, Web: www.mandl.org).“