Es fällt schwer, so richtig warm zu werden mit dieser Figur. Und dennoch fasziniert die Geschichte einer entwurzelten Frau und den Männern um sie herum. Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt in „Brennende Felder“ in ruhigem Ton und langen Sätzen von Luisa, die schon in seinen Romanen „Fremde Seele, dunkler Wald“ und „Wilderer“ als Schwester der Protagonisten vorkommt. Im Abschluss der Trilogie zeichnet er nun das beklemmende Psychogramm einer narzisstischen Person, die seltsam empathie- und haltlos ist: „Sie spürte nichts mehr, spürte ihren Körper nicht mehr, und sie sah sich wie von außen, als verließe sie sich selbst (...) und dann bemerkte sie, wie ihr die Tränen kamen darüber, dass es nicht ging, dass nichts ihr nahekam und niemand, nichts und niemand sie berührte und dass nichts dauerte, nichts blieb auf dieser Welt. Und dass alles so zerrissen war, nichts zusammenhing. War das denn ihre Schuld? “

Nach Jahren im Ausland kehrt Luisa in die oberösterreichische Provinz zurück, wo auch ihre Halbbrüder leben. An ihrer Seite ist Bob, der einmal ihr Stiefvater war und jetzt mit ihr in eine Villa am Ortsrand einzieht. So weit, so unspektakulär. Doch dann geht es Schlag auf Schlag: Bob kommt unter unklaren Umständen ums Leben, ein Geflecht aus alten Kränkungen, Konventionen und Misstrauen engt Luisa so ein, dass sie zu ihren bei deren Vätern lebenden Kindern reist, die allerdings nichts von ihr wissen wollen. Wieder zurück sucht sie die Nähe jenes Mannes, den sie nach Bobs Tod als dessen Mörder bezeichnet hat. Warum sie das tut, ist wohl auch ihr selbst nicht klar. Doch gebannt begleitet man als Leserin diese unzufriedene und unstete Person, die sich als Schriftstellerin neu erfinden will. Was sie über ihre Romanfigur sagt, könnte auch Kaiser-Mühlecker über seine Luisa denken: „Es muss so sein, dass man denkt, man kennt ihn/sie, und dass man bis zum Schluss an seiner/ihrer Seite ist, aber da nicht mehr denkt, man kennt ihn/sie.“

Reinhard Kaiser-Mühlecker. Brennende Felder. S. Fischer-Verlag. 368 Seiten, 25,70 Euro.

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