Offiziell trägt er den Untertitel „Wiener Theaterpreis“. Diesmal aber zeigt sich beim „Nestroy“ , Österreichs wichtigster Sprechtheater-Auszeichnung, auffällige steirische Breite. Am Dienstag hat der Wiener Bühnenverein die 42 Nominierungen zum „Nestroy“ 2024 bekanntgegeben.

Allein das Grazer Schauspielhaus ist siebenfach nominiert – dank der Ausnahme-Produktion „Von einem Frauenzimmer“, mit der Schauspielhaus-Chefin Andrea Vilter im Vorjahr ihre Grazer Intendanz eröffnet hat: Christiane Karoline Schlegels lange obskures, erst 245 Jahre (!) nach seiner Entstehung in Graz uraufgeführtes Stück ist nicht nur als beste Bundesländer-Produktion vorgeschlagen, sondern auch für die beste Regie (Anne Lenk), den besten Schauspieler (Simon Kirsch) und die beste Darstellung einer Nebenrolle (Anna Klimovitskaya). Mit u.a. der Schwab-Hommage „Schwabgasse 94“ ist mit Mervan Ürkmez ein weiteres Grazer Ensemblemitglied als bester Schauspieler im Rennen, für die beste Ausstattung das Duo Mehmet & Kazim („Sonne/Luft“). Kandidat als bester Nachwuchs im Regiefach ist Lukas Michelitsch für Ulrike Haidachers „Die Party. Eine Einkreisung“.

Talenteschmiede Retzhof

Chancen als bester Nachwuchs hat auch Autorin Leonie Lorena – 2023 gewann sie bereits den Retzhofer Dramapreis des uniT-Drama Forums. Mit Christian Winkler (Spezialpreis-Nominierung mit der Theater am Lend-Koproduktion  „Boji – In the State of Fire and Miracles“) und Ferdinand Schmalz (für „hildensaga“ als bester Autor vorgeschlagen) sind zwei weitere Retzhof-Gewinner im Rennen. Die Bedeutung der Grazer Dramatext-Schmiede uniT zeigen auch die Nominierungen von Magdalena Schrefel und Steffen Link – auch die beiden waren schon am Retzhof dabei.

Nominiert: Christoph Luser als Teufel im „Jedermann“
Nominiert: Christoph Luser als Teufel im „Jedermann“ © APA

Dass mit Christoph Luser als Teufel und guter Gesell im Salzburger „Jedermann“ (beste Nebenrolle) und Felix Hafner (Ko-Regie der Off-Produktion „Nestbeschmutzung“) zwei weitere Steirer nominiert sind, rundet die auffallende steirische Präsenz dieser Nestroy-Saison ab.

Am 24. November werden die Preise vergeben, schon jetzt steht der Lebenswerk-Preis fest: Er geht an den Dramatiker Felix Mitterer. Insgesamt ist es eine starke Nestroy-Saison: Lucia Bihlers Inszenierung von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ am Akademietheater ist etwa in den Kategorien Beste Regie, Beste Schauspielerin (Paulina Alpen) und Beste Ausstattung (Victoria Behr und Pia Maria Mackert) nominiert. Nebst Alpen sind Julia Edtmeier, Bettina Lieder, Birgit Minichmayr und Anna Rieser als beste Schauspielerinnen im Bewerb, nebst den Grazer Kirsch und Ürkmez noch Claudius von Stolzmann, Maximilian Thienen und als Duo Roland und Michael Maertens als beste Schauspieler. Für den Publikumspreis wurden neben dem neuen „Jedermann“ Philipp Hochmair auch Kim de l‘Horizon, Maria Köstlinger, Mira Lu Kovacs, Sona MacDonald, Tom Neuwirth, Julia Stemberger, Erwin Steinhauer, Marie-Luise Stockinger und Yasmo vorausgewählt.