Das Video, das unter dem Titel „EUERRR WILLE GESCHEHE (HEIM INS RRREICH!)“ am Dienstag auf dem Youtube-Kanal des Wiener Volkstheaters veröffentlicht wurde, ist einigermaßen drastisch: Eine Schar einschlägig verkleideter Hitler-Darsteller bereitet sich unter Rock-Klängen auf den Wieder-„Anschluss“ Österreichs an Deutschland vor: „Hurra, wir gratulieren Euch! Österreich wird wieder deutsch! Denn so stand es im Programm, und dem schließen wir uns an!“ heißt es im Songtext.
Der dreiminütige Film soll eine Intervention im Zuge der österreichischen Nationalratswahl darstellen, daran lässt der Volkstheater-Begleittext keinen Zweifel. Der Song beziehe sich auf das FPÖ-Parteiprogramm, ist darin zu lesen, speziell auf die Passage „Sprache, Geschichte und Kultur Österreichs sind Deutsch.“ Im Video, wird man weiter informiert, „sieht man Hitler-Klone in freudiger Erwartung auf die Umsetzung des FPÖ-Parteiprogramms. Somit wäre die Rückbenennung des Volkstheaters in Deutsches Volkstheater die logische Konsequenz“. Und genau das hat Theaterchef Kay Voges jüngst angekündigt: In seiner letzten Spielzeit soll sein Haus als „Deutsches Volkstheater“ laufen, falls die FPÖ die Wahl gewinnt.
Tanzende Hitler-Klone, Dildos und nackte Hintern
Ein Detail aus dem Video empört nun aber die Redaktion der Wiener Tageszeitung „Kurier“. Man sieht darin nicht nur tanzende Hitler-Klone, Dildos und nackte Hintern. Gesichter, Uniformen, ein Sisi-Porträt und auch eine Titelseite der Zeitung werden mit brauner Soße bespritzt. Alles im Dienste der Warnung vor dem „was droht, wenn Faschist*innen und Rechtspopulist*innen an die Spitze gewählt werden“, heißt es im Erklärtext des Videos: „Der Song spricht nur das aus, was in dem FPÖ-Parteiprogramm steht. Es liegt jetzt an Ihnen, zur Wahl zu gehen und für ein demokratisches und freies Österreich einzutreten. Eine Partei, die offen über die Zwangsdeportationen von Mitmenschen fantasiert und zugleich die Kriegsverbrechen der Waffen-SS relativiert, ist meiner Meinung nach nicht wählbar. Das Video ist nichts anderes, als ein Aufruf an alle, jetzt Verantwortung zu zeigen“, wird Volkstheater-Chef Kay Voges zitiert.
„Deckmantel der Satire“
Für den „Kurier“ stellen die Bilder aus dem Video aber einen „inakzeptablen Angriff“ dar, der sich „hinter dem Deckmantel der Satire versteckt“, schreibt der Leiter des „Kurier“-Kulturressorts, Georg Leyrer, in einer Erläuterung auf „Kurier online“. Man werde „bis auf Weiteres“ darauf verzichten, Kritiken von Produktionen des Volkstheaters zu veröffentlichen. Man sei zwar für eine „konstruktive Konflikthaltung zwischen Kulturschaffenden und Kritikern“. Es überschreite aber eine Grenze, „dass hier der Intendant eines öffentlich geförderten Theaters zu solch drastischen Mitteln greift und derart explizit ein ihm unliebsames Medium herausgreift“. Mit Spannung erwarte man nun „Statements der Fördergeber über diesen Einsatz ihrer Mittel“.
Hintergrund der erzürnten Reaktion: Schon im Frühjahr machte sich das Volkstheater per Video offenbar über einen unliebsamen „Kurier“-Kritiker lustig. Leyrer nun: „Das Volkstheater unter Voges legt offensichtlich auf kritische Begleitung keinen Wert.“ Vermutlich ist das Video aber vor allem auch eines: Werbung für die mehrtägige Theater-Aktion „Drei Tage für Österreich“ am 25., 26. und 29. September.
Ute Baumhackl