Alles Fifty Fifty

In „Alles Fifty Fifty“ teilen sich die perfektionistische Anwältin Marion (Laura Tonke) und ihr Ex-Juristen-Mann Andi (Moritz Bleibtreu) Sohn Milan (Valentin Thatenhorst) 50:50 auf. Auch im Urlaub. Der Nachwuchs ist vif, spielt die Eltern gekonnt gegeneinander aus und ist in der Schule mehr Bengel als Engel. Als die Ferienpläne kollidieren, verreisen sie gemeinsam mit Marions jungem Lover (David Kross) und checken in einem Luxus-Ressort ein. Nach einem Krisengespräch in der Schule will das Ex-Paar endlich an einem Strang ziehen. Das misslingt, genauso wie Milans Schwimmkurs. Leichtfüßig und gagreich erzählt Alizera Golafshan von Wohlstandsverwahrlosung und einer Patchworkfamilie, die lernt, worauf es ankommt – am Campingplatz. Bleibtreu und Tonke sind ein komödiantisches Traumpaar und laufen zu Höchstform auf. „So geht deutsches Kino“ urteilte die FAZ. Kein Widerspruch. (js)
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Cuckoo

Es wäre unmöglich, dem neuen Film der deutschen Genre-Hoffnung Tilman Singer mit wenigen Worten gerecht zu werden – so narrisch und unberechenbar ist das, was einem da aufgetischt wird. Alles beginnt, so viel sei verraten, in einem Resort in den bayerischen Alpen. Als die 17-jährige Amerikanerin Gretchen (Hunter Schafer) widerwillig das abgelegene Hotel erreicht, wittert sie Verstörendes. Ihre Instinkte würden Recht behalten: Zunehmend seltsame Dinge nehmen ihren Lauf, die Teenagerin wird in eine alptraumhafte Verschwörung hineingezogen. Je absurder die Handlung, umso surrealer auch das Stimmungsbild, das die Inszenierung transportiert. Man orientiert sich an einer Melange aus Einflüssen: von italienischem B-Movie-Horror zu „The Shining“ und David Lynch ist vieles dabei. Die Gratwanderung zwischen bizarrer Komik und intensiver Thriller-Atmosphäre, gelegentlich unterbrochen durch Traumatherapie, ist etwas holprig. Den Mut zur Imperfektion kann man dem Endprodukt, bei all dem kreativ-kurzweiligen Wahnsinn, aber kaum vorhalten. (pog) ●●●○○

Gloria!

Margherita Vicario widmet sich in ihrem Debütfilm „Gloria!“ der Musik. Sie ist selbst eine bekannte italienische Sängerin. Ihre Geschichte ist im Veneto im Jahr 1800 angesiedelt. Dort liegen laut dem Film die Anfänge der modernen, romantischen Popmusik. Die Rolle der Frauen ist dabei, wie so oft, in Vergessenheit geraten. Mit der Figur der Teresa, die im Kollegium Sant Ignazio ein Pianoforte und damit ihr musikalisches Talent entdeckt, setzt Vicario den unterschlagenen Musik-Pionierinnen ein Denkmal. Das ist ein spannendes, relevantes Thema und gut gemeint. Leider ist „Gloria!“ ein einigermaßen kitschiger Historienfilm ohne viel dramatisches Gewicht geworden. Immerhin geben die Musik und die Darstellung der jungen Musikerinnen rund um Teresa dem Film Rhythmus und Energie. Die italienisch-schweizerische Koproduktion “Gloria!” erlebte ihre Premiere – trotz Venedig-Thema – nur bei der diesjährigen Berlinale. Ein allzu leichter Film für Musikbegeisterte. (maw)
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