Schon der Taxifahrer freut sich zu berichten, dass die am Saalfeldener Stadtpark gelegenen Anrainer ihre helle Freude mit den Gratiskonzerten auf ihren Balkonen hätten. Mag wohl zutreffen, wenn dort Cocktail-Truppen wie Jamaram und Jahcoustic gerade mit hüpfender Spaßmusik für Volksfeststimmung sorgen. Wenige hundert Meter entfernt geht es indes im Kunsthaus Nexus seit Jahrzehnten ums Eingemachte, um die musikalische Essenz des viertägigen Großereignisses am Fuße des Steinernen Meeres, vielleicht auch um das, was man früher einmal Avantgarde nannte und heute als Bühne der Stilrichtung Anything Goes für stetes Gedränge sorgt.

Diese Intimität kam am Eröffnungstag auch dem belgischen Quartett Bonbon Flamme entgegen, deren oft bizarre Genre-Mixtur dem schnellen Radio-Switchen früherer Zeiten angelehnt sei. Die Idee ist freilich nicht neu, aber die nicht ohne Selbstironie ausgestatteten Herren wollten vielleicht doch zu viel auf einmal. Radio-Empfang gut, Sendung durchwachsen.

Othermother: Schlagzeugerin Judith Ferstl
Othermother: Schlagzeugerin Judith Ferstl © PETER PURGAR

Fünf Steinwürfe weiter in der gestürmten Gruberhalle klingt es bisweilen bedrohlich und schwillt das Ganze jäh zu bombastischer Groove. Exerziert dort doch bei freiem Eintritt der österreichische Trompeter Franz Hautzinger mit seinem Regenorchester XVII zwischen obertonreichen, noise-artigen Wunderwelten, verdichteten Ambient-Texturen und spannender Urwaldmusik. Da steckt allerhand Assoziationspontenzial drin, Hut ab!

Zurück im Nexus wirft dann noch das nicht unoriginelle, betont repetitiv perkussive Trio Othermother rund um die Wiener Schlagzeugerin Judith Ferstl unter anderem die Frage auf, warum das unter Free Jazz läuft. Die sichere Austariertheit und kontrollierte Balance dieser spartanischen Club Music konnte viel eher recht einnehmend, ja fast hypnotisierend sein. Auch Monotonie kann sich ästhetisch reflektieren.