Farblich und grafisch reduziert auf die wesentliche Struktur, wirken die späteren Kompositionen ab Mitte der 1990er Jahre ikonisch. In Weiterführung seines Themenkomplexes Landschaft, legte Günter Waldorf (1924–2012) schon konstruktivistisch zu nennende Ordnungen an: Monochrome Flächen und harte Konturen genügen, um Häuser vor stark abstrahierter Landschaft zu identifizieren.

Günter Waldorf, im Jahr 2010 in einer Personale im Raiffeisenhof
Günter Waldorf, im Jahr 2010 in einer Personale im Raiffeisenhof © Gery Wolf

Kuratiert von Peter Peer, widmet die Neue Galerie die Ausstellung dem Leben und dem Werk eines Unverkennbaren, der als Künstler von Anbeginn der Avantgarde verbunden war und als Vordenker maßgebliche Institutionen anregte. Überwiegend aus eigenen Beständen und anlässlich seines 100. Geburtstages führt die Ausstellung durch alle Schaffensperioden seit den 1960er Jahren. Noch als Günter Stessel hatte Waldorf eine Ausbildung zum Farblithografen absolviert. Es folgten die Grafikklasse an der heutigen Ortweinschule bei Reichenfelser, Wickenburg und Silberbauer, darauf die Meisterschule für angewandte Kunst bei Hanns Wagula und Fritz Kainz. Frühe Arbeiten der 60er Jahre zeigen noch den Einfluss des Surrealismus beziehungsweise der internationalen Moderne, worauf bald die „Neue Figuration“ (Werner Fenz) in Anlehnungen an die Pop Art den formalen Charakter von Waldorfs Malerei bestimmte. In Porträts und den „Baby Faces“ entwickelt er eine ironisch-kritische Haltung gegenüber der menschlichen Figur und es tauchen – wie in „Toilette“ (1966) – Motive des Alltags in seinen Bildern auf.

„Monochrome Siedlung“, 2004, Öl auf Leinwand
„Monochrome Siedlung“, 2004, Öl auf Leinwand © Mracek

Zeit seines Lebens engagierte sich Günter Waldorf aber auch kulturpolitisch. 1953 gründete er die Junge Gruppe in Weiz. 1958 war er Gründungsmitglied des Forum Stadtpark und mit Alfred Kolleritsch gab er ab 1960 die Zeitschrift manuskripte heraus, für die er etliche Titelbilder gestaltete. Seiner Initiative schließlich, als er sich 1984 für den Bau eines „Steirischen Museums Moderner Kunst“ aussprach, geht die Errichtung des Grazer Kunsthauses voran.

Waldorf war aber auch mehrmals steirische Boxmeister im Bantamgewicht, 1952 sogar österreichischer Vizemeister. In der Ausstellung darf ein „Stillleben mit Boxhandschuhen und Melone (Heroisches Stillleben)“ aus dem Jahr 1985 wohl als ironische Reminiszenz an diese Zeit, vielleicht auch als eine Art Selbstporträt aus dem Gegenüber, gelesen werden.

„Stillleben mit Boxhandschuhen und Melone“. ca. 1985, Öl auf Leinwand
„Stillleben mit Boxhandschuhen und Melone“. ca. 1985, Öl auf Leinwand © Mracek

Unverkennbar Waldorf! Bis 27. Oktober, Neue Galerie, Joanneumsviertel Graz. neuegaleriegraz.at