Mahin ist eine 70-jährige Witwe. Sie hat die Einsamkeit satt. Also lädt sie den schüchternen Taxifahrer Faramarz auf einen Kuchen und ein Glas selbst gebrannten Schnaps zu sich nach Hause ein. Auch er ist alleinstehend und sehnt sich hinter seinem imposanten Schnurrbart nach einer Partnerin. Soweit so gut. Würden die beiden nicht in Teheran unter dem Terror des Mullah-Regimes leben. Dort sind Liebe und Sexualität, speziell jene einer Frau, ein Tabu. Vom Alkoholkonsum ganz zu schweigen. Der Film bekommt so eine implizite Sprengkraft, die im krassen Widerspruch zur an sich leichten Liebesgeschichte unter Seniorinnen und Senioren steht.

„Ein kleines Stück vom Kuchen“ holt einen dadurch sofort auf die Seite ihrer Protagonisten wie wenige andere Filme. Das Regie-Duo Maryam Moghadam und Behtash Sanaeeha reüssierte zuletzt mit seinem heftigen Todesstrafe-Drama „Ballade von der weißen Kuh“ im Kino und auf Festivals. Mittlerweile werden die Filmschaffenden vom Regime im Iran festgehalten. Mit diesem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag gelang ihnen ein ebenso widerständiger wie unterhaltsamer Film. ●●●●○