Universen gibt es im Kino so einige. Das großartigste von allen ist das Marvel Cinematic Universe, zumindest laut Superheld Deadpool (Ryan Reynolds). Wobei Held in seinem Fall ein gewagter Titel ist. Denn der mehr oder weniger unsterbliche rote Kämpfer mit den zwei Schwertern ist moralisch flexibel, in der Wortwahl selten jugendfrei und hat mit Weltrettungspathos nicht viel am Hut. Aber selbst Deadpool ist mittlerweile reifer. Deshalb bewirbt er sich für die Marvel Avengers, die sich momentan im Kino-Winterschlaf befinden. Leider ist er für eine so seriöse Truppe nicht geeignet. Stattdessen soll er für jemand anderen tätig werden, um die „heilige Zeitlinie“ zu retten. Eine verzwickte Angelegenheit, die für eine Nacherzählung eindeutig zu kompliziert ist. Nur soviel: Er braucht dafür die zweite Hälfte des Titel-Duos, Wolverine (Hugh Jackman), der wichtigste X-Man – oder wie Deadpool ihn nennt „der Typ mit Gabelhänden“.
Weil es sich bei „Deadpool & Wolverine“ um eine satirische Komödie handelt, wird alles nicht so ernst gegessen, wie es Regisseur Shawn Levy gemeinsam mit Hauptdarsteller Ryan Reynolds und drei Autoren zu Papier gebracht hat. Nicht wenige der Schmähs zünden auf der Meta-Ebene. Etwa, wenn sich Deadpool in seinem Voice-over über die Studio-Fusion von Disney und 20th Century Fox lustig macht. Der Mittelteil der Geschichte spielt gar in einer Müllhaldenwelt, die nicht zufällig an das Mad-Max-Franchise erinnert. Dort werden Superhelden entsorgt, die nicht gut genug für (weitere) Filmauftritte waren. Quasi ein Schlaraffenland für Comic-Film-Nerds und Marvel-Geeks.
Nach einem langen Anfang voller mehr oder weniger heldenhafter Männer findet sich dort endlich die erste und einzige größere weibliche Figur. Cassandra Nova, die Schwester des telepathisch begabten X-Men-Papas Charles Xavier, stark und spannend gespielt von Emma Corrin. Sie wird zur Gegnerin des ungleichen Heldenduos.
„Deadpool & Wolverine“ wechselt 127 Filmminuten lang zwischen nicht enden wollenden Dialog-Feuerwerken voller Anspielungen, Ab-16-Schmähs und fetzigen Actionszenen mit comichaft übertriebener Brutalität. Gekämpft wird bevorzugt zu ikonischen Popsongs, von NSYNC bis Madonna. Die Selbstreferenzen sind zeitweise etwas anstrengend, vor allem ohne Detailwissen zu den unzähligen Anspielungen. Weil sich der Film nicht sonderlich ernst nimmt, macht er trotzdem ordentlich Spaß.
Bewertung: ●●●○○
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Marian Wilhelm