Twisters

Im Film „Twister“ (1996) von Jan de Bont war der große Höhepunkt, als Helen Hunt und Bill Paxton sich im Auge eines Tornados verzweifelt an eine Eisenstange klammerten und so wieder zueinander fanden. In der Quasi-Fortsetzung „Twisters“ ist solch eine ähnliche Szene gleich einmal der Auftakt, als die Tornadojägerin und Meterologin Kate (Daisy Edgar-Jones) mit ihren Freunden in einen Supersturm gerät. Dabei wird ihr Freund weggeblasen. Statt trauter Zweisamkeit Trauma und fünf Jahre in einem Wetterstudio in New York.

Doch ihr alter Kumpel Javi (Anthony Ramos) überredet sie, zurück nach Oklahoma zu kommen. Ihr Tornado-Messprojekt Dorothy, der einzige Wiederkehrer aus dem ersten Teil, hat dank privater Investoren ein Upgrade erhalten. Mit den Hightech-Messgeräten „Scarecrow“, „Wizard“ und „Tin Man“ soll ein noch präziseres Modell zur Tornado-Vorwarnung entstehen. Kate soll mittels ihrer Gabe, die Stürme ausfindig zu machen, helfen, diese zu installieren. Denn in Oklahoma ist gerade eine Jahrhundertsaison. Ein Tornado nach dem anderen. Viele wollen sich nun profilieren. Darunter Tyler Owens (Glen Powell) und seine Crew, die die Tornados für ihren YouTube-Kanal filmen. Tyler erkennt, dass Kate ein besonderes Verhältnis zum Wetter hat, und heftet sich an ihre Fersen. Als die Saison immer heftiger wird, muss Kate sich fragen, ob sie auf der richtigen Seite steht, und wer von der Technologie wirklich profitiert.

„Twisters“ versucht erst gar nicht das Rad neu zu erfinden, sondern bietet Altbekanntes mit gigantischen Sets und Zerstörungssequenzen. Das macht über weite Strecken Spaß, nicht zuletzt dank der sympathischen Darstellerriege. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier kein klassischer Actionhaudrauf im Regiestuhl saß: Lee Isaac Chung war bisher eher für das poetische Familiendrama „Minari“ bekannt. (sg) ●●●●○

King‘s Land

„King’s Land“ ist ein Siedler-Western. Allerdings spielt er im dänischen Heideland des 18. Jahrhunderts. Star-Mime Mads Mikkelsen will als Kriegsveteran Ludvig Kahlen die gottverlassene Wildnis jenseits der Zivilisations-Grenze zähmen und stößt dabei auf Widerstand der unbarmherzigen Natur und eines unbarmherzigen Gutsherren. Kahlen kämpft ohne Kompromisse um sein Recht. Der Hauptmann und Bastard eines Adeligen will sich selbst zum Edelmann hocharbeiten, koste es, was es wolle. Nicht die Action, sondern der psychologische Kampf des einsamen Mannes schlägt dabei die tiefsten Wunden bei ihm und den Zusehenden.

Regisseur Nikolaj Arcel bringt für seine Romanverfilmung genug Hollywood-Erfahrung mit, um große Bilder für den Pathos seiner epischen, europäischen Geschichte zu finden. Am Ende stecken darin existentielle Fragen, die auch im Heute noch spannend sind. (maw) ●●●●○

Love Lies Bleeding

Kristen Stewart spielt die Fitnessstudio-Angestellte Lou, eine queere Einzelgängerin, die schon lange keinen Kontakt mehr mit ihrem kriminellen Vater (Ed Harris) hat und regelmäßig mitansehen muss, wie ihr Schwager J.J. (Dave Franco) ihre Schwester Beth (Jena Malone) verprügelt. Ihr Alltag besteht aus Toilettenputzen, Steroid-Smoothies für die männliche Kundschaft zu mixen, die Avancen der von ihr besessenen Daisy (Anna Baryshnikov) abzuwehren und daheim zu masturbieren.

Dann taucht eines Tages die Bodybuilderin Jackie (Katy O’Brian) im Studio auf und nichts ist mehr wie vorher. Lou und Jackie fangen sofort eine leidenschaftliche Beziehung an. Sie bereiten Jackie auf einen Wettbewerb in Las Vegas vor. Über all dem Spaß schwelt jedoch auch ein Konflikt: Jackie arbeitet für Lous Vater auf dessen Schießstand. Der Vater beginnt, sich in das Leben der beiden einzumischen, als es nach einem Abendessen zum Konflikt mit seinem Handlanger J.J. kommt. Plötzlich geht es ums Überleben. Für die nackte Haut und für die Liebe. (sg) ●●●●○