Vor 55 Jahren ist AIMS gegründet worden, sozusagen im Wilden Westen der USA. Nora Sands und der Gesangslehrer und Bariton Richard Owens schmiedeten in Dallas den Plan, junge amerikanische Sängerinnen und Sänger auf die Bühnen Europas vorzubereiten. Nach einem kurzen Beginn in Deutschland (in Freiburg im Breisgau) landeten 1971 die ersten 45 AIMSler am Flughafen Thalerhof. Viel Zeit ist vergangen, der einstig brachliegende Kultursommer in der Steiermark ist mittlerweile dicht gedrängt mit Terminen und Festivals. AIMS, die Pioniere von damals, gibt es noch. Dabei waren die Zeiten nicht immer die besten, vor vielen Jahren war sogar die Kleine Zeitung sehr aktiv daran beteiligt, das gefährdete Projekt abzusichern.

100 Studierende in Graz

Seit einiger Zeit hat man die alte, gute Idee mit neuem Schwung belebt. Was sich bemerkbar macht, wie AIMS-Intendant Clemens Anton Klug feststellt: „Wir hätten gut doppelt so viele Leute nehmen können.“ Immerhin 100 Studierende sind es schließlich geworden, die bis Mitte August die Kurse dieses Post-Graduate-Angebots besuchen werden: Gesangsunterricht, Sprachunterricht, Interpretationskurse für Lied und Oper, Schauspiel, Vorsingtraining, Musikgeschichte, Deutschunterricht und mehr steht auf dem Curriculum von AIMS. Auf der langen Absolventenliste finden sich übrigens Namen, die später international geglänzt haben, wie Barbara Hendricks, William Christie und Jonathan Tetelman. Man findet heute bis hin zur Metropolitan Opera in New York Künstlerinnen und Künstler, die einen AIMS-Sommer in Graz verbracht haben.

Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten üblicherweise die Meisterklassen, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Tenor Rolando Villazón (23. Juli) im Grazer Congress, Bariton Bo Skovhus (29. Juli), Pianist Malcolm Martineau (31. Juli), Sopran Siphiwe McKenzie (3. August) (alle im Augustinum), Sopran Linda Watson (5. August) und Bariton Thomas Hampson (7. August) im Congress, Bariton Mariusz Kwiecien (15. August) und Sopran Melanie Diener (16. August) in der Evangelisch-methodistischen Kirche sind die Lehrenden der Meisterklassen 2024. Eine echte Starparade der Opern- und Liederwelt.

Tenor Rolando Villazón unterrichtet bei AIMS
Tenor Rolando Villazón unterrichtet bei AIMS © Stéphane Gallois

Insgesamt besteht AIMS heuer aus 230 Personen, man verfügt über ein eigenes Orchester, was die Grazer Sommerschule vielen Konkurrenten in Europa voraus hat. Schon die Meisterklassen zeigen, dass man sich gern in der Öffentlichkeit zeigt, aber die AIMSler verstecken sich auch sonst nicht vor dem Publikum. Insgesamt 40 Veranstaltungen und Auftritte wird es in der Steiermark geben. Also viel Gelegenheit, sich die Bühnenpersönlichkeiten von Morgen und Übermorgen anzuhören.

Vom großen Orchesterkonzert bis zur konzertanten „Zauberflöte“ (Erzähler: Johannes Silberschneider), von einer Operettengala auf den Kasematten und im Kunthaus Weiz, von Liederkonzerten im Grazer Stolz-Museum und der Kirche des LKH Graz, von Musicalabenden in der Komödie Graz und Spiritual-Konzerten in Bärnbach bis zur musikalischen Gestaltung der Sonntagsgottesdienste im Grazer Dom reicht das stilistisch enorme Spektrum. Abschluss ist das traditionelle „Meistersingerkonzert“ in der List-Halle, wo die besten Kursteilnehmer Abschied von Graz nehmen.