Aus dem Nichts heraus ertönt er, der berühmte Es-Dur Urton, der großartige Beginn der Tetralogie, bevor dann der Rhein mehr und mehr zu fließen beginnt. Diffuses mystisches Licht weicht bald Projektionen von fließendem Wasser.

Aber nicht nur der Beginn von Richard Wagners „Das Rheingold“ bei den Tiroler Festspielen in Erl, wo dieses Jahr der komplette „Ring des Nibelungen“ zweimal zu sehen ist, ist verheißungsvoll: Denn kammermusikalisch, mit subtilen Piani, reich an Klangfarben sowie immer sängerfreundlich kann man den Vorabend der Tetralogie im Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter Erik Nielsen erleben. Allerdings könnten so manche Steigerung klanglich gewaltiger sein. Das liegt aber vor allem daran, dass die Produktion im Passionsspielhaus stattfindet und das Orchester mangels anderer Möglichkeiten auf der Hinterbühne situiert ist, wovor die Sänger agieren.

Schönstimmiger Wotan

Diese sind dadurch gut und meist wortdeutlich hörbar. Simon Bailey ist ein schönstimmiger Wotan in allen Lagen, allein es fehlt ihm an göttlicher Präsenz. Ian Koziara im grellgelben Anzug ist ein geschmeidiger, spielfreudiger Loge mit allen hohen Tönen. Er zeigt auch ideal die Drahtzieherrolle des Feuergottes. Sein ebenbürtiger Gegenspieler: Thomas De Vries ist ein machtgieriger, böser und zudem stimmgewaltiger Alberich von unheimlicher Bühnenpräsenz. Peter Marsh gibt einen gequälten Mime mit höhensicherem Charaktertenor. Bianca Andrew ist eine etwas blasse Fricka, Elizabeth Reiter eine jugendlich blühende Freia. Die Riesen, der vibratoreiche Robert Pomakov (Fasolt) und Anthony Robin Schneider (Fafner) sind bedrohlich und stimmgewaltig. Wunderbar erlebt man die drei Rheintöchter mit Illa Staple (Woglinde), Karolina Makula (Wellgunde) und Katharina Magiera (Floßhilde). Schönstimmig sind Manuel Walser (Donner) und Brian Michael Moore (Froh) zu hören. Vom Effekt her verschenkt wird der Auftritt der Erda, der tremoloreichen Zanda Svede.

Dies ist eine der wenigen Schwachstellen, zu denen auch die lächerlichen Handpuppen bei der Verwandlung von Alberich zählen, bei der Inszenierung von Brigitte Fassbaender. Denn trotz der eingeschränkten Möglichkeiten der Bühne gelingt der ehemaligen großen Sängerin auch von Wagnerpartien eine kluge und detailreiche Regie des Endzeitdramas. Sie erzählt die Geschichte als Kammerspiel klar und ohne Firlefanz mit sehr menschlichen Göttern, manchmal etwas statisch, wobei die Figuren immer am Text und der Musik geführt werden. Minimalistisch ist die Ausstattung von Kaspar Glarner. Rhein, Gold, Bergschluchten und Wolken am Sitz der Götter werden mittels Projektionen gezeigt. Jubel!