Diese Szenen müssen etwas Archaisches gehabt haben: Wenn im Norden des Waldviertels ein Traktor um ein loderndes Feuer kreiste, wussten die Dorfbewohner, dass der Maler Franz Grabmayr mit seinem fahrbaren Atelier unterwegs war. Er ließ sich, mit seiner Staffelei und Farbkübeln auf einem Anhänger stehend, um seine Motive herumfahren und wuchtete mit einer Spachtel bis zu hundert Kilo Farbe auf die Leinwand. Feuer war neben Erde und Wasser, dem Himmel und Gestein eines der bevorzugten Motive des Kärntner Malers, dem derzeit eine sehenswerte Einzelausstellung mit Gemälden und Grafiken in sechs Räumen der Wiener Albertina gewidmet ist.

Die Schau illustriert ein abstraktes Werk voll expressiver Wucht, dynamisch in den Tanzbildern (entstanden vor tanzenden Modellen), farbstark und sinnlich in den Feuer- und Sandbildern. Seine pastose Malweise und die wild aufgetragenen Farbmassen machten Franz Grabmayr in den frühen 1980er Jahren zu einer Art Vorbild für die später so genannten „Jungen Wilden“ wie Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Gunter Damisch oder Herbert Brandl.

Der „alte Wilde“

Der „alte Wilde“ Grabmayr, 1927 in Obervellach geboren, war ursprünglich Hauptschullehrer in St. Jakob im Rosental bevor er, nach einer ersten Ausstellung seiner Bilder im Klagenfurter Künstlerhaus 1952 als Werkstudent eine professionelle Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien begann. 1962 erhielt er sein Diplom von Herbert Böckl, als dessen Nachfahre er anfangs galt. Bald wandte er sich aber von der gegenständlichen Landschaftsmalerei ab und entwickelte seine überquellenden Materialbilder, die dreidimensional in den Raum wachsen und mehr Objekt als Gemälde sind. Figurativ blieben nur die Titel seiner Arbeiten wie „Kornmandl“, „Sandgrube“ oder „Feuerbild“. Gelegentlich mischte der Künstler auch Sand, Stroh oder Asche in seine pigmentreichen Ölfarben und verstärkte damit noch den sinnlichen Eindruck.

Vom äußersten Süden Österreichs hatte es ihn über Wien in den äußersten Norden gezogen, wo er in völliger Abgeschiedenheit lebte. Der Vater zweier Söhne starb mit 88 Jahren 2015 in Wien und ist heute noch einer der großen Unterschätzten der heimischen Kunstgeschichte.

Sandgrube aus der Sammlung Horst Pirker
Sandgrube aus der Sammlung Horst Pirker © Bildrecht Wien
Kornmandl aus der Sammlung Horst Pirker
Kornmandl aus der Sammlung Horst Pirker © Bildrecht Wien
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