Sie wurde gerne mit Anton Tschechow verglichen, dem russischen Meister der kurzen literaritschen Form. Und obwohl sie höchsten literarischen Ansprüchen genügte, wurde Alice Munro zur Bestsellerautorin. Jetzt ist die Kanadierin, die im Jahr 2013 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, in Ontario gestorben. Sie litt bereits seit Jahren unter Demenz und konnte damals auch den Nobelpreis nicht persönlich entgegennehmen.

Sie wurde von Leserinnen und Lesern geehrt und von Kollegen mit höchstem Lob gedacht. „Wenn ich sage, dass Fiktion meine Religion ist, denke ich in erster Linie an Alice Munro“, sagte etwas Jonathan Franzen. Margaret Atwood und Salman Rushdie bezeichneten die Kanadierin als „Meister der Kurzform“. Die Geschichten von Munro kreisten zwar meist um scheinbar kleine Alltagsbegebenheiten, diese verwandelte sie jedoch in hochkarätige, glasklare, aber dennoch hypnotische Literatur.

Munro hatte bereits im Teenageralter mit dem Schreiben begonnen. Als sie 20 Jahre alt und noch Studentin war, wurde ihre erste Short Story veröffentlicht. Ihre erste Sammlung von Erzählungen, Dance of the Happy Shades (1968), von der Kritik begeistert gefeiert, wurde mit dem höchsten kanadischen Literaturpreis, dem Governor General’s Award for Fiction, ausgezeichnet. Munros Erzählungen sind realitätsnah, abgründig, unsentimental und haben häufig einen offenen Schluss.