Der „Ring of Fire“ ist eine Geschichte – so alt wie die Zeit. In diesem epischen Trailer der Veranstalter treten die beiden Schwergewichtsboxer Tyson Fury (35) und Oleksandr Usyk (37) als Western-Helden gegeneinander an: „Beide Männer ungeschlagen. Beide Männer größer als das Leben selbst“, schreit es „Peaky Blinders“-Star Paul Anderson hinaus, während die beiden Heroen aufeinanderprallen und sich dabei auch in Gladiatoren, Piraten, Superhelden und Samurai verwandeln.

Wenn an diesem Wochenende in Riad im „Ring of Fire“ betitelten Kampf die beiden ungeschlagenen Schwergewichtsboxer zum ersten Mal in der Geschichte des Boxens alle vier wichtigen Weltmeistertitel der Weltverbände WBA (World Boxing Association), WBC (World Boxing Council), WBO (World Boxing Organisation) und IBF (International Boxing Federation) vereinen werden, darf man aber auch in die epische Trickkiste greifen. Der Sieger wird unangefochtener Weltmeister sein, Lennox Lewis (58) war der letzte Boxer, dem das gelang (jedoch hielt er nicht alle vier Titel).

Jede Runde ist Millionen wert

Dem britischen Sprücheklopfer Tyson Fury und dem eher wortkargen Ukrainer Oleksandr Usyk ist ein Kampf zuzutrauen, der in die Geschichte des Schwergewichtsboxens eingehen könnte. Allein die Kampfbörse verspricht Großes: Es soll um 140 Millionen Euro gehen, der Aufteilungsschlüssel ist nicht bekannt. Box-Promoter Bob Arum (92) meinte überhaupt: „Ich kenne die genaue Summe nicht, aber es ist um einiges mehr als 100 Millionen.“ Der Kampf geht im Idealfall über zwölf Runden zu je drei Runden. Geht es über die volle Distanz, ist jede Runde knappe vier Millionen Euro wert.

Boxen, das ist das lebensgefährliche Spiel zweier Männer in Boxershorts – und es wird fürstlich entlohnt. Beide Pugilisten sind bereits in Saudi-Arabien gelandet und präsentierten sich in Topform. Usyk und Fury, der mit einer Größe von 206 Zentimetern den Ukrainer um 15 Zentimeter überragt, könnten ein Match abliefern, das an das legendäre „Rumble in the Jungle“ zwischen Muhammad Ali (1942 bis 2016) und George Foreman (75) heranreichen könnte. Mit „Ring of Fire“ ist schon einmal der Name gewählt – „Lets get ready to Rumble“ (Lasst den Kampf beginnen) kündigte der legendäre Ringsprecher Michael Buffer (79) im Trailer den Kampf martialisch an. Am 18. Mai (der Streaming-Kanal DAZN überträgt live von Samstag auf Sonntag) wissen wir mehr.

Fünf der besten Boxkämpfe aller Zeiten

Die folgende Liste ist keine Reihung, sondern eine Auswahl von fünf der besten Boxkämpfe der Geschichte. Es sind Kämpfe, die aufgrund ihrer Intensität oder besonderen Leistung in Erinnerung geblieben sind. Alle waren sie dramatisch, alle haben sie Eingang gefunden in das kollektive Gedächtnis einer bestimmten Periode. Einige davon haben die Zeit überdauert und beim Erwähnen des Kampfnamens – im Boxen werden große Weltmeisterkämpfe mit einem speziellen Namen bedacht – werden noch heute Erinnerungen wach.

Sonny Liston vs. Cassius Clay: 25. Februar 1964

Vor 60 Jahren, am 25. Februar 1964 traten Sonny Liston und Cassius Clay in einem Weltmeisterkampf im Schwergewicht gegeneinander an. Sonny Liston galt damals als unbesiegbar, Clay (der später als Muhammad Ali Weltruhm erlangte) traute praktisch niemand den Sieg zu. Doch es kam an diesem Abend anders. Man sah einen leichtfüßigen Clay, der tänzelte (“Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“) und Liston in allen Belangen überlegen war. Robert Lipsyte, Boxreporter für die „New York Times“ war damals als junger Reporter dabei und sagte einmal gegenüber der Kleinen Zeitung: „„Dieser Kampf war nicht nur historisch, weil es der Beginn für Alis bemerkenswerte Karriere war. Er war es auch, weil es die Eröffnungsnacht der 1960er-Jahre war.“

Muhammad Ali gegen George Foreman: 30. Oktober 1974

Auch in diesem Kampf galt Ali als Außenseiter, George Foreman als unbesiegbar. Foreman hatte einen unglaublich harten Schlag, war aber nicht so wendig wie Ali. Der Kampf war nicht nur deswegen besonders, weil Ali durch seine Ausweichtaktik (er ließ sich in die Seile hängen) über viele Runden die Schläge Foremans erduldete, sondern auch, weil er wie kaum ein anderer Kampf in das kollektive Gedächtnis aufgenommen wurde. Ali verstand es auch, Afrika für sich zu begeistern, vor allem die einheimische Bevölkerung von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo), wo der Kampf stattfand. Die US-Boxreporterlegende Jerry Izenberg sagte einmal zu uns: „Ali hat den Kampf gewonnen, aber das größte Ding, das Foreman schlug, war Afrika. Und Ali wusste, wie man das verwenden konnte. Zuerst musste er die Menge auf seine Seite bringen. George Foreman war damals noch mental sehr jung, nicht der Foreman, den wir heute kennen.“

Marvin Hagler gegen Thomas Hearns: 15. April 1985

Zunächst wurde dieser Kampf als „The Fight“ angekündigt, nach dem Match hieß es: „The War“. Es gibt kaum einen Kampf, er in so wenigen Runden so intensiv von beiden Boxern geführt wird. Es ist ein Schlagabtausch, der es in sich hat und das Drama, die Intensität und die Leidensfähigkeit der Boxer auf die Spitze trieb.

Trevor Berbick gegen Mike Tyson: 22. November 1986

Mit diesem Kampf krönte sich Mike Tyson zum Weltmeister. Kein Boxer hatte am Anfang seiner Karriere eine so explosive Leistung wie Tyson hingelegt. Er fegte durch den Ring wie ein Bulle. Man sah in diesem Kampf schon vor dem ersten Gong, dass sich Berbick fürchtete. Und er hatte allen Grund dazu. Tyson stürmte auf ihn unaufhaltsam ein und ließ keinen Zweifel daran, dass er der neue Champ ist.

Arturo Gatti gegen Micky Ward: 18. Mai 2002

Der 18. Mai 2002 war ein Tag, der den Auftakt für den Auftakt für das wohl beeindruckendste Ring-Duell aller Zeiten markierte. Ward war eigentlich nur ein Aufbaugegner, doch der Abend sollte sich anders entwickeln. Zwei weitere Matches folgten und sie gingen in die Geschichte des Boxens ein – beide Boxer gaben alles. Und blieben abseits des Ringes Freunde. Auch wenn es technisch bessere Kämpfe gegeben hat, auch wenn andere größere Wirkung entfalteten, die Kämpfe von Gatti gegen Ward sind drei Jahrhundertkämpfe.