Der Ruf des Ausseerlandes als „Heimat“ bzw. Sommerfrische der Schriftsteller reicht weit zurück. Um die Jahrhundertwende beginnt sich dann jener Kreis zu formieren, den man als „Dependance von Jung Wien“ bezeichnete und dessen bekannteste Vertreter Hugo von Hofmannsthaler und Jakob Wassermann waren. Auch Friedrich Torberg war dieser Land- oder vielmehr -seenschaft heftig zugeneigt und verfasste aus dem US-Exil das Gedicht „Sehnsucht nach Altaussee“. Und obwohl lange Jahre im fernen Ausland, fand Schriftstellerin Barbara Frischmuth stets in ihre kritisch geliebte Heimat in Altaussee zurück.

Valerie Fritsch liest aus ihrem aktuellen Roman „Zitronen“
Valerie Fritsch liest aus ihrem aktuellen Roman „Zitronen“ © Jasmin Schuller

Eingebettet in dieses fruchtbare Biotop und zeitgenössische aufbereitet ist das Wortfestival LITERASEE, das seit 2012 in und rund um die Hotel-Oase „Die Wasnerin“ in Bad Aussee stattfindet und bereits Literatur-Größen wie Vea Kaiser, Doris Knecht, Martin Walker, Martin Walser oder Robert Seethaler zu Gast hatte. „Die literarischen Wochenenden sind eine Hommage an die Literatur und deren Bedeutung für die Gesellschaft des Heute“, so die wortaffine „Hausherrin“ Petra Barta, die mit dem heurigen Festival auf bisher rund 200 literarische Veranstaltungen verweisen kann.

Starbariton Raffael Fingerlos
Starbariton Raffael Fingerlos © Theresa Pewal

LITERASEE findet heuer von 26. bis 28. April statt. Motto und thematische Klammer: Klangbilder einer aufgewühlten, aber immer noch aufblühenden Welten sollen geliefert werden, in allen sprachlichen und künstlerischen Farbtönen, Nuancen und Schattierungen. Um sich von konventionellen, routinemäßigen Leseritualen abzuheben und auch Sprache ständig in Bewegung ist, gehen die Veranstalter diesmal neue Wege. Literatur trifft auf Illustration und Performance, Worte vereinen sich mit Musik. So werden etwa der Starbariton Raffael Fingerlos und der Akkordenist Nikola Djoric auf der unterirdischen Salzseeinsel ein Konzert geben.

Schriftstellerin Katrin Schumacher
Schriftstellerin Katrin Schumacher © Minitta Kandlbauer
Nicola Gold schreibt Impromptu-Gedichte auf einer alten Remington
Nicola Gold schreibt Impromptu-Gedichte auf einer alten Remington © Natascha Unkart

Am Eröffnungstag liest Valerie Fritsch aus ihrem aktuellen Roman „Zitronen“, in dem es buchstäblich um die Ungeheuerlichkeit der Liebe geht; Sprachkünstlerin Nicola Gold schreibt in einer Live-Performance Impromptu-Gedichte, die sie auf einer alten Remington-Schreibmaschine zu Papier bringt. Um das Anhaften und Loslassen geht es im Buch „Das Haus verlassen“ der Regisseurin Jacqueline Kornmüller und Illustratorin Kat Menschik. Das Duo erzählt mit leisem Humor die autofiktionale Geschichte eines alten Feldsteinhauses mit magischen Eigenheiten, das tatsächlich in der Nähe von Hartberg in der Oststeiermark steht, und das sich nicht so ohne weiteres von seiner Besitzerin trennen möchte. Schriftstellerin und Literaturexpertin Katrin Schumacher wiederum hat mit „Liste der gebliebenen Dinge“ ihr viel beachtetes Debüt abgeliefert, im Rahmen von LITERASEE wird es dazu - in Anlehnung an ihre Romanprotagonistin - eine sinnliche, poetische und kulinarische Matinee geben.

Die Hotel-Oase „Die Wasnerin“, wo das Festival LITERASEE stattfindet
Die Hotel-Oase „Die Wasnerin“, wo das Festival LITERASEE stattfindet © Tina Reiter