Über die Förderabsage für das Grazer Café Wolf wurde bereits berichtet. Die Betreiber des Wolf in der Annenstraße bekamen vom Land Steiermark eine Absage, nachdem das (seit 1. Jänner 2024) neu besetzte Kulturkuratorium keine Förderempfehlung ausgesprochen hatte. Das Programm des Wolf (Subkultur in allen Couleurs, hauptsächlich Musik) wurde aber nicht wegen mangelnder Qualität nicht empfohlen, sondern weil es zu wenig konkret gewesen sei. Es ist nicht der einzige Fall, der derzeit die Freie Szene irritiert. So hat auch etwa der Verein Disko404/big Mama eine Absage mit dem Verweis auf die „Leerstellen“ im Programm erhalten.

Roland Oreski von Disko404/big Mama klärt auf: „Wir haben fristgerecht im Oktober 2023 um eine Jahresförderung angesucht. Und jetzt eine ,technische Absage‘ erhalten, weil wir für das zweite Halbjahr 2024 zu wenig fixiertes Programm angeben konnten.“ Das Problem: Sowohl das Café Wolf als auch big Mama (letzere allerdings größenmäßig eine Klasse darüber) programmieren vor allem avancierte, oft experimentelle Rockmusik.

Langfristige Planungen über mehr als ein Jahr hinaus seien genretypisch völlig unüblich: „Das Fehlen der Planung ist ein Merkmal unseres Ansatzes: Wir reagieren schnell, auch wenn sich bei großen Acts, die sonst nicht leistbar sind, Lücken im Tourplan auftun. Bei Clubveranstaltungen planen wir drei Monate voraus, bei Konzerten sechs Monate.“

Neben Disko 404/big Mama, Café Wolf soll auch die experimentelle Reihe Interpenetration betroffen sein, womit schon ein Großteil der avancierten Popkultur in Graz betroffen wäre. Big Mama lotsten in den vergangenen Jahren internationale Größen wie Xiu Xiu, Deerhunter, Lightning Bolt usw. nach Graz, Bemühungen, die seit 22 Jahren auch vom Land gefördert werden – und auch die Förderrichtlinien haben sich ja nicht geändert.

Im Kulturamt verweist man auf die Einspruchsmöglichkeit gegen den Erstbescheid. Dass die Entscheidung so lang gedauert habe, läge an der Neubestellung des Kuratoriums. Die letzte Sitzung des alten Kuratoriums war am 15. Dezember, die erste Arbeitssitzung des neuen am 30. Jänner. In der Kulturszene regt sich auch Verwunderung, dass die das Kuratorium beratenden Fachbeiräte noch nicht installiert worden sind, aber hier tut sich mit einiger Verzögerung auch etwas: Sie werden am heutigen Donnerstag bestellt.

Update: Die neuen Fachbeiräte.

Am 18. April sind die Fachexpertinnen und -experten bestelllt worden, die das Kuratorium künftig beratend unterstützen sollen.

Bildende Kunst, Neue Medien, Architektur: Veronika Eberhart (Künstlerin), Alfred Lenz (Künstler), Tanja Gurke (Grazer Kunstverein)

Film: Therese Seemann (Produzentin), Oliver Pink (Produzent), Muhamed Bashir Harawe (Regisseur)

Musik, Musiktheater, Klangkunst: Ute Pinter (open music), Ursula Reicher (Komponistin), Eduard Lanner (Fux-Konservatorium)

Darstellende Kunst: Dagmar Stehring (Next Liberty), Marta Navaridas (Performancekünstlerin), Nadja Brachvogel (Follow the Rabbit)

Literatur: Andreas Unterweger (Manuskripte) , Paul Pechmann (Uni Wien), Lisa Höllebauer (u. a. „wir sind lesenswert“)

Volkskultur, Museen, Denkmalpflege, Kulturgüter: Zuzana Ronck (Volksliedwerk), Margit Horvath-Suntinger (Steirischer Museumsverband), Simon Koiner-Graupp (Heimatwerk)